Direkt nach dem Kaiserschnitt


Das Wochenbett beginnt mit der Geburt der Plazenta (Nachgeburt), bei einer Schnittentbindung also bereits im Operationssaal. Anders als bei vaginalen Geburten, müssen sich Mütter nach einem Kaiserschnitt oftmals etwas länger erholen — schließlich hat zusätzlich zu den Strapazen der Geburt auch eine größere Operation im Bauchraum stattgefunden.  

Im Vordergrund steht im Zeitraum des Wochenbetts das Kennenlernen des Kindes, die sogenannte Bonding-Phase, und das erste Stillen. Die Hebammen im Krankenhaus unterstützen die frischen Eltern dabei.

Der Klinikaufenthalt nach dem Kaiserschnitt


Nach der Kaiserschnitt-Operation (medizinisch auch Sectio genannt) bleiben die Mütter in der Regel für etwa drei bis fünf Tage im Krankenhaus, um sich von den vorangegangenen Strapazen zu erholen.1 Dies steht allerdings in Abhängigkeit  

  • zur Wundheilung,  
  • dem allgemeinen Gesundheitszustand der Mutter und  
  • der Möglichkeit der häuslichen Versorgung (durch Partner, Verwandte oder Freunde). 

Bereits wenige Stunden nach dem Eingriff ist es üblicherweise möglich zu sitzen oder vorsichtig aufzustehen. Kurze Spaziergänge werden oft sogar empfohlen, um beispielsweise der Bildung von Blutgerinnseln entgegenzuwirken oder die Darmtätigkeit anzuregen.  

Um die Naht zu schützen, wird meist nur ein Pflaster verwendet, das bei guter Heilung bereits nach einigen Tagen abgezogen werden kann. Fäden oder Klammern entfernt der Arzt, sobald die Wunde ausreichend verheilt ist. Im Allgemeinen benötigen Frauen nach einem Kaiserschnitt eine intensivere und längere Betreuung in der Geburtsklinik als nach einer vaginalen Geburt. In dieser Zeit werden Blutdruck, Blutungen, Puls, Zustand der Gebärmutter und Ausscheidungen ärztlich überwacht. Je nach individuellem Verlauf und Wohlbefinden erhalten die jungen Mütter Medikamente wie Antibiotika oder Schmerzmittel.

Wissenswert: Auch nach einem Kaiserschnitt haben Frauen Wochenfluss. Diese Blutung, die durch das Ablösen der Plazenta entsteht, ist häufig jedoch weniger stark und klingt schnell ab. Nach einer natürlichen Geburt kann der Wochenfluss deutlich länger und intensiver auftreten. Das ist von Frau zu Frau unterschiedlich.

Mögliche Beschwerden nach einem Kaiserschnitt


Der Ablauf eines Kaiserschnitts erfolgt heute meist mit der sanften Misgav-Ladach-Methode. Dabei wird möglichst wenig Gewebe geschnitten — vielmehr zieht und dehnt der Arzt die Haut behutsam auf. Da hier Blutgefäße und Nervenbahnen mit höherer Wahrscheinlichkeit heil bleiben, verläuft die Wundheilung dadurch im Durchschnitt schneller und besser. Dennoch handelt es sich um eine große Operation, die nicht gauf die leichte Schulter zu nehmen ist.

Die Auswirkungen eines Kaiserschnitts fallen sehr individuell aus. Manche Frauen fühlen sich schnell wieder fit und spüren nur wenig Wundschmerz. Andere Frauen haben stärkere Schmerzen und sind über mehrere Tage kaum in der Lage aufzustehen oder sich zu bewegen. 

Letzteres erschwert die Babypflege. Die Mütter können ihre Babys kaum tragen oder wickeln. Besonders schwierig wird es, wenn ältere Geschwisterkinder im Kleinkindalter nicht mehr ausreichend betreut und versorgt werden können. Hier ist es ratsam, sich Unterstützung aus der Familie oder dem familiären Umfeld zu holen.  

Eine weitere Schmerzursache nach dem Kaiserschnitt geht auf eine Beeinträchtigung und Verlangsamung der Darmfunktion zurück. Oftmals entstehen dadurch Blähungen und Verstopfungen, die mitunter zu einer Schwellung des Bauchs und schmerzhaften Krämpfen im Magen-Darm-Bereich führen. Begleitet werden sie nicht selten von

  • Übelkeit, 
  • Erbrechen oder 
  • Appetitlosigkeit. 

Zur Behandlung der Schmerzen aufgrund der Operation oder weiterer Wehentätigkeiten geben Ärzte nach einem Kaiserschnitt häufig Schmerzmittel. Nicht selten wirken sich diese zusätzlich auf die ohnehin angeschlagene Darmtätigkeit aus und sorgen beispielsweise für eine Verzögerung der Darmfunktion.2 Verstopfungen sind hierbei mögliche Folgen.   

Nach dem Kaiserschnitt — Darmflora von Mutter und Kind


Anders als bei einer vaginalen Geburt kommt das Baby bei einem Kaiserschnitt nicht mit dem Mikrobiom in der mütterlichen Vagina in Kontakt. Dies hat zur Folge, dass sich verhältnismäßig weniger der für das Immunsystem nützlichen und wichtigen Bakterienkulturen (auch Darmflora genannt) im Darm des Kleinen ansiedeln. Eine erhöhte Anfälligkeit für verschiedene Beschwerden und Krankheiten im Laufe des Lebens (etwa Darm-, Lungen-, Hauterkrankungen oder Allergien) ist damit nicht auszuschließen.3 Experten gehen davon aus, dass es lange dauern kann, bis sich die Unterschiede in der kindlichen Darmflora zwischen einer Vaginal- und einer Kaiserschnittgeburt im Laufe des Lebens angleichen. 

Um dieser möglichen Dysbalance entgegenzuwirken, ist es beispielsweise eine große Unterstützung, das Neugeborene zu stillen. Denn auch auf diesem Weg gelangen essenzielle probiotische Mikroorganismen sowie andere Stoffe aus der Muttermilch in den Verdauungstrakt des Kindes, wodurch die Darmflora gefördert und aufgebaut wird.  

Kann das Kind nicht gestillt werden, ist es möglich, das Kleine mit Säuglingsnahrung zu füttern. Diese kann zum Beispiel mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln (etwa mit Bakterienkulturen) angereichert werden, die beim Aufbau einer gesunden Darmflora unterstützen. Sprechen Sie hierzu am besten mit der Hebamme oder dem behandelnden Kinderarzt. 

Hinzu kommt, dass auch die Darmflora der Mutter über die Plazenta oder das Fruchtwasser Einfluss auf das Kind nehmen kann.4 Dementsprechend ist es für Mütter sinnvoll, die eigene Darmflora gesund zu halten. Dabei spielt nicht nur eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung eine zentrale Rolle, auch probiotische Nahrungsergänzungsmittel können hier unterstützend wirken.

Schonung ist das oberste Gebot


Sobald Sie aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen werden, sollten Sie möglichst vorsichtig sein. Damit die Wunde vollständig und ohne Komplikationen verheilen kann, ist es ratsam, zunächst nicht schwer zu heben oder sich körperlich übermäßig anzustrengen. Holen Sie sich auch für die Alltagsaufgaben im Haushalt oder für die Babypflege Unterstützung von Ihrem Partner oder dem familiären Umfeld. Einige frisch gebackene Mütter tendieren dazu, zu schnell wieder aktiv zu werden und sich zu überlasten. Lassen Sie sich Zeit und schonen Sie sich ausgiebig.

Gut zu wissen:

Für Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden haben, gilt eine Schonfrist von etwa sechs bis acht Wochen nach der Entbindung.5 In dieser Zeit sollten Sie auf körperliche Anstrengung verzichten.

Darüber hinaus ist es insbesondere wichtig, die Bauchmuskulatur nicht zu beanspruchen. Zwar ist das Risiko, dass sich die Naht öffnet, nur sehr gering, es können jedoch sogenannte Mikrofissuren auftreten. Diese winzigen, inneren Verletzungen können in manchen Fällen zu schmerzhaften Verwachsungen an der Gebärmutter führen. 

Rückbildung und Sport nach dem Kaiserschnitt


Ebenso wie bei Frauen, die vaginal entbunden haben, muss auch nach einem Kaiserschnitt zunächst der Beckenboden wieder aufgebaut werden. Diese Muskelgruppe rund um Anus und Vagina wird während der Schwangerschaft stark strapaziert. Allerdings sollten Mütter, die per Sectio entbunden haben, damit etwas später beginnen. 

Sogenannte Rückbildungskurse sollten bei einem Kaiserschnitt idealerweise zwischen der sechsten und achten Woche nach der Geburt besucht werden.6 Manche Übungen können selbst dann noch schmerzhaft sein. Es ist daher enorm wichtig, das Training exakt nach Anweisung der Kursleiterin auszuführen. 

Treten bei der Rückbildung Schmerzen auf, ist es meist besser, abzubrechen. Der Körper sollte keineswegs überfordert werden. Generell ist es ratsam, das Sportprogramm langsam und schonend wieder aufzunehmen. Ein leichtes Ausdauertraining ist nach einem Kaiserschnitt förderlich. 

Bestens dafür geeignet sind beispielsweise Schwimmen und zügige Spaziergänge. Auf Sportarten, bei denen der Beckenboden belastet wird, sollten Sie eher verzichten. Dazu gehört jeder Sport, der ruckartige Bewegungen, Springen oder Heben erfordert.

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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren
Jan Zimmermann Egal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus. Jan Zimmermann Medizinredakteur und Medienwissenschaftler kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Harder, Ulrike: Wochenbettbetreuung in der Klinik und zu Hause. Stuttgart 2005: Hippokrates Verlag. S.134.
  • 2Internisten am Ring: Ernährungsempfehlungen bei Verstopfung. URL: https://www.internisten-am-ring.de/leistungen/ernaehrungsempfehlungen/verstopfung - Stand (07.07.2021)
  • 3Shao, Yan; Forster, Samuel, u.a.: Stunted microbiota and opportunistic pathogen colonization in caesarean-section birth. In: Nature Research 10/2019. Berlin: Springer Nature.
  • 4Schulfer, Anjelique F., u.a.: Intergenerational transfer of antibiotic-perturbed microbiota enhances colitis in susceptible mice. In: Nature Microbiology 03/2018. Berlin: Springer Nature.
  • 5Husslein, Peter Prof. Dr., u.a.: 300 Fragen zur Geburt. München 2009: Gräfe & Unzer Verlag. S.145.
  • 6Kainer, Franz Prof. Dr. med., u.a.: Das große Buch zur Schwangerschaft. Umfassender Rat für jede Woche. München 2020: Gräfe & Unzer Verlag. S.34.