Topfit, kerngesund und völlig entspannt – trotzdem kann es sein, dass bei einer schwangeren Frau eine Risikoschwangerschaft diagnostiziert wird. Die Einstufung ist nicht selten: In Deutschland gelten etwa 70 Prozent aller Schwangerschaften als Risikoschwangerschaft.

Das muss zunächst nichts heißen, denn es gibt viele Gründe, die zu dieser Einschätzung geführt haben können. Die Hebamme oder der Arzt gehen dafür in einem Erstgespräch einen Fragenkatalog durch, der im Mutterpass aufgeführt ist. Liegen bestimmte Kriterien vor, die während der Schwangerschaft zu Schwierigkeiten führen können, wird das Feld angekreuzt.

Kriterien für eine Risikoschwangerschaft: Das Alter als wichtiger Faktor


Das ideale Alter für eine problemlose Schwangerschaft liegt für eine Frau zwischen 20 und 30 Jahren. In dieser Zeit treten bei Schwangeren die wenigsten Komplikationen auf. Bei sehr jungen Frauen kommen beispielsweise Durchblutungsstörungen der Gebärmutter sowie vorzeitige Wehen und Frühgeburten häufiger vor.

Allerdings fragen sich gerade ältere Frauen, ab wann eine Risikoschwangerschaft besteht. Denn die meisten Frauen in Deutschland werden erst mit etwa 30 Jahren das erste Mal schwanger. Bei der Geburt jedes vierten Babys ist die Mutter bereits über 35 Jahre alt.1 Ab diesem Alter ist das Fehlgeburtsrisiko erhöht. Auch Schwangerschaftsdiabetes oder schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck treten bei älteren Schwangeren häufiger auf. Außerdem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind mit dem Down-Syndrom (Trisomie 21) zur Welt kommt.

Wann spricht man von einer Risikoschwangerschaft?


Aus den oben genannten Gründen gelten schwangere Frauen unter 18 Jahren oder ab 35 Jahren laut Mutterschaftsrichtlinien als Risikogruppe. Der Eintrag in den Mutterpass ist zunächst ein Routinevermerk. Gerade ältere Frauen haben bei einer guten medizinischen Versorgung mittlerweile ähnliche Chancen, ein gesundes Baby zu gebären, wie jüngere. Voraussetzung ist jedoch, dass die Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden.

Wissenswert: Grundsätzlich werden auch Mehrlingsschwangerschaften als Risikoschwangerschaft betrachtet. Die einzelnen Kinder haben weniger Platz, sodass die richtige Lage und gesunde Entwicklung während der Schwangerschaft genauer beobachtet werden muss als bei einem Einling.

Verlauf früherer Schwangerschaften


Ausschlaggebend für die Einstufung als Risikoschwangerschaft ist auch der Verlauf früherer Schwangerschaften. Hatte die schwangere Frau bereits Fehl- oder Frühgeburten? Oder gab es andere Komplikationen in der Schwangerschaft? Vielgebärende mit mehr als vier Kindern und Frauen, die kurz nach einer Geburt erneut schwanger werden, fallen ebenfalls in die Kategorie „Risikoschwangerschaft“.

Risikoschwangerschaft: Hohes Alter, mehr Kontrolle


In erster Linie bedeuten viele Arten der Risikoschwangerschaft für die Frau nur, dass sie engmaschiger betreut wird als andere Schwangere und zusätzliche Leistungen von ihrer Krankenkasse erhält. Das Risiko ist zunächst theoretischer Art. Ob tatsächlich mit gesundheitlichen Problemen bei Mutter und Kind gerechnet werden muss, steht damit längst nicht fest.

Der Frauenarzt hat durch die Risikoschwangerschaft die Möglichkeit, die Frau in kürzeren Abständen zum Termin zu bitten. Ultraschalluntersuchungen finden häufiger statt und es stehen weitere diagnostische Maßnahmen zur Verfügung. So können Schwangere ab 35 Jahren ab der 19. Schwangerschaftswoche ein Zweittrimester-Screening durchführen lassen, das Aufschluss über den Zustand des gesamten Organsystems des Kindes gibt. Diese Untersuchung gilt für Nicht-Risikoschwangere als kostenpflichtiges IGeL-Angebot.

Tatsächliche Risiken bei Schwangeren


Im Zuge der Vorsorgeuntersuchungen können Befunde auftreten, die Hinweise auf Komplikationen in der aktuellen Schwangerschaft geben. Dazu gehören beispielsweise Wachstumsstörungen beim Ungeborenen oder Gebärmuttergeschwulste (Myom). Werden in einer Schwangerschaft aktuelle Risiken festgestellt, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass Komplikationen oder eine Risikogeburt drohen, als bei einer theoretischen Risikoschwangerschaft (beispielsweise altersbedingt).

Auch Vorerkrankungen der Mutter und ihr Lebensstil können das persönliche Risiko für die Schwangerschaft erhöhen. Dazu gehören:

  • erhebliches Übergewicht der Frau. Hintergründe dazu liefert ein Facharzt im Interview „Risiken bei Adipositas in der Schwangerschaft“. Lesen Sie selbst
  • Erkrankungen wie Diabetes oder Epilepsie
  • Blutgruppenunverträglichkeit von Mutter und Kind
  • Missbrauch von Drogen
  • hoher Alkohol- oder Medikamentenkonsum
  • genetische Erkrankungen

Treffen diese oder ähnliche Risiken zu, sollte sich die schwangere Frau dazu ärztlich beraten lassen.

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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren