Bleibt trotz regelmäßigem ungeschütztem Sex länger als ein Jahr die Schwangerschaft aus, spricht man von einem unerfüllten Kinderwunsch. Paaren, die darunter leiden, fällt es oft nicht leicht, mit anderen Menschen darüber zu reden. Der Umgang mit ungewollter Kinderlosigkeit ist für die Betroffenen, aber auch für Freunde und Familie nach wie vor schwierig. Das Thema wird ungerne direkt angesprochen, schließlich möchte man das Paar nicht verletzen. Aber mitleidsvolle Blicke und Gerede hinter vorgehaltener Hand sind ebenso schwer auszuhalten.

Unerfüllter Kinderwunsch ist ein Tabu


Unfruchtbarkeit ist bis heute ein Tabuthema. Dabei tritt ein unerfüllter Kinderwunsch gar nicht so selten auf. Etwa jedes siebte Paar hat mit Fruchtbarkeitsstörungen zu kämpfen. Der Grad kann sehr unterschiedlich sein: Manchmal ist die Unfruchtbarkeit nur vorübergehend, manchmal permanent. In vielen Fällen kommt eine medizinische Behandlung infrage, in anderen lediglich die Adoption.

Egal ob der Mann oder die Frau von der Fruchtbarkeitsstörung betroffen ist: Es fällt den wenigsten leicht, die Kinderlosigkeit einfach zu akzeptieren. Immer schwebt die Hoffnung im Hinterkopf, dass vielleicht doch noch eine Schwangerschaft eintritt.

Das Liebesleben verkümmert


Ein erster Schritt besteht für Paare mit Kinderwunsch meist darin, den Eisprung der Frau zu dokumentieren und gezielt Sex zu haben, um die Chance auf eine Befruchtung zu erhöhen. Paare, die sich bereits medizinisch betreuen lassen, bekommen sogar stundengenaue Anweisungen für den optimalen Zeitpunkt.

Dadurch gerät das gemeinsame Liebesleben immer stärker in den Hintergrund – der Sex ist nun ein Fortpflanzungsinstrument. Mit Spontanität, Lust und Zärtlichkeit hat dies nur noch wenig zu tun. Darunter leiden Männer wie Frauen, denn die Intimität des Paares geht verloren.

Wenn ein unerfüllter Kinderwunsch das Leben bestimmt


Männer und Frauen, die sich ein Kind wünschen, können sich mit der Zeit immer stärker in die Sehnsucht hineinsteigern. Das Leben erscheint ohne ein Baby nicht mehr lebenswert. Die Betroffenen verlieren zunehmend die Freude an Hobbys, Beruf und Interessen.

Der Umgang mit Familienmitgliedern und Freunden, die selber Kinder haben, wird gemieden. An diesem Punkt ziehen sich kinderlose Paare oft zurück. Aber die Isolation führt eher dazu, dass sich die Lage noch verschlimmert. Aus negativen Gefühlen kann sogar eine Depression werden. Dann bestimmen Schuldgefühle und Ängste die Gespräche in der Partnerschaft. Alles dreht sich nur noch um die Hoffnung auf eine baldige Schwangerschaft.

Hilfe bei unerfülltem Kinderwunsch


Spätestens, wenn die Partnerschaft an der Belastung zu zerbrechen droht oder ein unerfüllter Kinderwunsch einen oder beide Partner in eine Lebenskrise stürzt, ist Unterstützung von außen wichtig. Hilfe bieten zum Beispiel folgende Personen und Institutionen:

  • Spezialisten: Es ist es durchaus sinnvoll, sich von einem Spezialisten der Fruchtbarkeitsmedizin untersuchen und beraten zu lassen. Denn in vielen Fällen kann eine medizinische Behandlung helfen ‒ auch wenn es für den Erfolg keine Garantie gibt.
  • Psychologen: Außerdem gibt es Psychologen, die speziell auf das Thema ungewollte Kinderlosigkeit geschult sind. Im Laufe der Therapie können nicht nur Perspektiven erarbeitet, sondern auch der eigene Umgang mit der Situation deutlich verbessert werden.
  • Selbsthilfegruppen: Auch der Austausch mit anderen Paaren in einer Selbsthilfegruppe kann für Betroffene eine große Hilfe sein.
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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren