Was ist HIV?


HIV ist eine Abkürzung und steht für „Humanes Immundefizienz-Virus“, was so viel bedeutet wie menschliches Abwehrschwäche-Virus. Das Virus befällt die sogenannten T-Helferzellen des Körpers, die ein wichtiges Element der Immunabwehr sind. Das Abwehrsystem kann durch HIV so stark geschwächt werden, dass der Körper Infektionen nicht mehr bekämpfen kann. Die Folge können schwere Infektionserkrankungen und Tumore sein, die sich lebensbedrohlich auswirken können. Ein HIV-Test gehört daher zur allgemeinen Vorsorge in der Schwangerschaft und wird schon sehr früh vom Frauenarzt durchgeführt.

HIV: Eine Schwangerschaft ist möglich

Eine HIV-Erkrankung ist nicht heilbar, jedoch gibt es heutzutage sehr gute Therapiemöglichkeiten. HIV-infizierte Personen haben daher in vielen Fällen eine annährend normale Lebenserwartung. Eine Schwangerschaft ist bei Paaren, bei denen mindestens ein Partner HIV-positiv ist, längst nicht mehr ausgeschlossen. Durch entsprechende medizinische Betreuung kann eine Ansteckung des Babys vermieden werden.

Wie wird eine sichere Schwangerschaft trotz HIV erreicht?


Je nachdem, ob der Mann, die Frau oder beide mit HIV-infiziert sind, gibt es verschiedene Herangehensweisen, um eine sichere Schwangerschaft zu ermöglichen. Denn es muss nicht nur die Ansteckung des Babys vermieden werden, sondern gegebenenfalls auch die des gesunden Partners.

Fall 1: Der Mann ist HIV-positiv

HIV wird in vielen Fällen beim Geschlechtsverkehr übertragen. Bei der Konstellation, dass der Mann HIV-positiv ist, die Frau jedoch nicht, kann die gesunde Partnerin durch den Geschlechtsverkehr infiziert werden. Es gibt jedoch die Möglichkeit der Prä-Expositions-Prophylaxe (kurz: PrEP). Diese besteht darin, dass die gesunde Partnerin Medikamente einnimmt, die eine Infektion mit dem HI-Virus hemmen. Der Geschlechtsverkehr zwischen den beiden Partnern kann dann erfolgen, ohne, dass das Risiko einer Infektion besteht.

HIV nur in unbeweglichen Spermien

Die Zeugung eines gesunden Kindes auf natürlichem Wege ist mit der PrEP möglich, da das HI-Virus nur in Spermien zu finden ist, die nicht mehr beweglich sind. Damit die Eizelle der Frau befruchtet wird, müssen die Spermien sich jedoch von der Scheide in den Eileiter hinaufbewegen. Dies können nur bewegliche Spermien, die im Normalfall nicht von dem Virus befallen sind.

Ob diese Möglichkeit der Zeugung im Einzelfall infrage kommt, muss individuell mit dem behandelnden Spezialisten besprochen werden. Denn im Allgemeinen ist die Spermienqualität HIV-positiver Männer schlechter, als die HIV-negativer Männer.

Eine weitere Option ist die assistierte Befruchtung. Dafür wird das Ejakulat des Mannes speziell aufbereitet und untersucht. Danach werden die Spermien mittels Katheter zum Zeitpunkt des Eisprungs der Frau in den Uterus übertragen. Sind nur sehr wenige mobile Spermien vorhanden, ist die künstliche Befruchtung erfolgversprechender. Alternativ ist eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) möglich, bei der die Eizelle im Labor mit einem gesunden Spermium befruchtet wird.

Fall 2: Die Frau ist HIV-positiv

Wenn die Frau HIV-infiziert ist, der Mann jedoch nicht, kann die Frau eine Selbstinsemination (Selbstbefruchtung) vornehmen. Beispielsweise kann nach dem Geschlechtsverkehr ein spermizidfreies Kondom (frei von spermienabtötenden Mitteln) umgestülpt eingeführt werden. Alternativ kann das Sperma eines gesunden Mannes mittels Spritze in die Scheide gebracht werden. Bleibt die Schwangerschaft trotz dieser Versuche aus, steht den Paaren ebenfalls die Möglichkeit der assistierten Befruchtung offen.

Fall 3: Beide Partner sind HIV-positiv

Sind beide Partner HIV-infiziert, spricht nichts gegen den Geschlechtsverkehr, da kein Risiko besteht, einen gesunden Partner anzustecken.

Falls keine Schwangerschaft zustande kommt, ist der Weg einer künstlichen Befruchtung jedoch eher problematisch. Bislang wird eine Kinderwunschbehandlung von Paaren, bei denen beide HIV-positiv sind, aus ethischen Gründen kontrovers diskutiert. Der Grund ist das Risiko, dass beide Partner früh versterben könnten und das Kind als Vollwaise zurückbliebe. Die europäische Fachgesellschaft der Reproduktionsmedizin (ESHRE) hat in ihren Richtlinien die verbesserte Lebenserwartung von HIV-infizierten Menschen noch nicht berücksichtigt und rät daher von einer Fruchtbarkeitsbehandlung bei einem HIV-positiven Paar ab.

Schwangerschaft einer HIV-positiven Mutter


Eine Schwangerschaft beeinflusst eine AIDS-Erkrankung bei der Mutter nach heutigem Kenntnisstand nicht negativ. Allerdings kann die Infektion zu Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt führen, beispielsweise kommt es häufiger zu Frühgeburten. Ferner besteht die Gefahr, das Baby mit der Erkrankung anzustecken. Nicht nur in der Schwangerschaft, auch während der Geburt und durch das Stillen kann eine Infektion des Babys erfolgen.

Das Risiko, dass die Mutter während der Schwangerschaft das Virus auf das Kind überträgt, kann durch medizinische Betreuung auf ein bis zwei Prozent gesenkt werden. Wichtig dafür sind folgenden Maßnahmen:

  • HIV-Medikamente während der Schwangerschaft weiter einnehmen
  • Geburt in einer HIV-erfahrenen Klinik, gegebenenfalls per Kaiserschnitt
  • auf das Stillen verzichten
  • Behandlung des Neugeborenen mit HIV-Medikamenten im ersten Lebensmonat

Ohne diese Maßnahmen liegt das Risiko einer Ansteckung des Babys laut Robert-Koch-Institut bei 15 bis 20 Prozent (RKI, Stand 2008).

Das könnte Sie auch interessieren:

Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren