Was ist ein Dammschnitt?


Der Dammschnitt, welcher von Ärzten auch Episiotomie genannt wird, zählt neben dem Kaiserschnitt zu den häufigsten operativen Maßnahmen, die bei Frauen, die kurz vor der Geburt stehen, durchgeführt werden.

Konkret handelt es sich dabei um einen Schnitt am Damm, der das unkontrollierte Zerreißen verhindern soll.

Der Damm

Er wird auch Perineum genannt. Es ist der Bereich des Körpers, der sich zwischen dem Darmausgang (After) und den großen Schamlippen befindet. Bei Männern liegt er zwischen After und Hodensack.

Er ist zudem eine Art Sollbruchstelle der Natur bei der Geburt eines Kindes. Zum Einreißen des Dammes kann es kommen, wenn das Baby bei der Geburt mehr Platz benötigt. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn es bei der Geburt in Beckenendlage liegt, also mit den Füßen voraus auf die Welt kommt.

Besonders wichtig wird die Episiotomie unter anderem auch dann, wenn ein ungeborenes Kind nicht mit dem Kopf nach unten im Mutterleib liegt. Durch den Dammschnitt kommen Säuglinge, die mit dem Becken oder Füßen voraus ins Lebens starten möchten, schnell genug zur Welt – ohne während der Geburt eine Sauerstoffunterversorgung zu erleiden. Denn ein Dammschnitt – er vergrößert den Geburtskanal – kann unter Umständen für eine kürzere Austreibungsphase (der abschließende Teil einer Geburt) sorgen.

Auf diese Arten erfolgt ein Dammschnitt


Ein Dammschnitt (Episiotomie) kann auf drei verschiedene Weisen erfolgen:

  • median: Es handelt sich hierbei um einen Schnitt, der von der Verbindungsstelle der großen Schamlippen (hintere Kommissur) aus mittig in den Damm erfolgt. Muskeln, Fettgewebe, größere Gefäße oder Nerven werden in der Regel nicht verletzt.
  • mediolateral: Bei dieser Variante beginnt der Arzt mittig an der hinteren Verbindung der beiden großen Schamlippen und schneidet von dort aus in einem 45-Grad-Winkel zur Seite hin. Das Ziel besteht darin, die beiden Muskeln Musculus bulbospongiosus und Musculus transversus perinei superficialis zu durchtrennen. Denn dadurch wird es möglich, den Scheidenausgang zur Seite hin noch mehr zu öffnen.
  • lateral: Durch diese Variante einer Episiotomie ist noch eine etwas größere Öffnung des Scheidenausgangs möglich, als bei den anderen beiden Möglichkeiten. Geschnitten wird hier von einer Seite der hinteren Kommissur bis zum Sitzbeinhöcker – untere Verdickung des Sitzbeins (platter Knochen des Beckens). Musculus bulbospongiosus, Musculus transversus perinei superficialis und musculus levator ani sind die Namen der Muskeln, die dabei durchtrennt werden.

Im Normalfall trifft der behandelnde Arzt die Entscheidung darüber, welche der drei Möglichkeiten eines Dammschnitts bei einer Patientin angewendet wird. Da für gewöhnlich eine laterale Episiotomie am langsamsten verheilt, wird sie seltener durchgeführt.

Wie kommt es zu einem Dammriss?


Ein Dammriss entsteht meist, wenn vermehrt Druck auf den Damm ausgeübt beziehungsweise er stärker gedehnt wird. Das kann unter anderem durch folgende Faktoren passieren:

  • eine Geburtszange (wird um den Kopf gelegt, um das Baby sanft herausziehen)
  • eine Saugglocke (wie eine Geburtszange hilft sie der Mutter dabei, ihr Kind schneller zur Welt zu bringen)
  • ein großer Schädeldurchmesser des Ungeborenen
  • eine ungünstige Kindslage (wenn das ungeborene Kind beispielsweise mit dem Becken voraus auf die Welt gebracht wird)

In aller Regel befindet sich der Riss zwischen der Dammmitte und der Verbindungsstelle der großen Schamlippen (hintere Kommissur).

Dammriss: Diese Schweregrade gibt es


Wenn es bei einer Geburt zu einem Dammriss gekommen ist, dann unterscheiden Mediziner für gewöhnlich vier verschiedene Schweregrade:1

  • Dammriss ersten Grades: Dieser reicht nicht weiter als bis hin zur Dammmitte. In den meisten Fällen hat der Riss seinen Ursprung an der Haut der Scheide. Zudem sind keine Verletzungen an der Dammmuskulatur vorhanden.
  • Dammriss zweiten Grades: Er ist dann vorhanden, wenn nicht nur die Scheidenhaut verletzt ist, sondern auch die Muskulatur des Damms bis hin zum äußeren Afterschließmuskel (Musculus sphincter ani externus) – dieser ist jedoch nicht eingerissen.
  • Dammriss dritten Grades: Sobald auch der Afterschließmuskel betroffen ist, handelt es sich um einen drittgradigen Dammriss.
  • Dammriss vierten Grades: Es ist möglich, dass ein Riss bis hin zur Vorderwand des Rektums reicht. Das Rektum ist die Stelle des Dickdarms, welche After und den mittleren Teil des Dickdarms verbindet.

Die Wahrscheinlichkeit einen Dammriss dritten Grades zu bekommen liegt bei etwa 0,4 Prozent.2 Dies bedeutet, dass es bei 500 Geburten nur bei zwei Müttern zu einem Dammriss dieser Stärke kommt.

Dammriss und Dammschnitt – die Pflege


Ein Dammschnitt (Episiotomie) oder ein Dammriss wird in aller Regel von einem Arzt durch eine Naht verschlossen. Genäht wird der Dammschnitt, nachdem die Plazenta den Körper der Mutter verlassen hat. Die Dauer der Heilung ist dabei immer abhängig von der Länge und der Tiefe der Wunde – oberflächige verheilen meist deutlich schneller.

Doch nicht nur der Arzt kann etwas gegen einen Dammschnitt beziehungsweise einen Dammriss unternehmen. Auch die Patientinnen selbst können Behandlungsmaßnahmen ergreifen. Bewährt haben sich unter anderem diese:

  • Viel trinken: Es kann zwar brennen, wenn Urin beim Wasserlassen auf die Wunde gelangt. Wenn jedoch vermehrt Flüssigkeit aufgenommen wird, verdünnt sie den Urin. Dies kann für weniger Schmerzen an der Naht sorgen.
  • Behutsamkeit: Damit das erneute Aufreißen der Wunde möglichst vermieden wird, hat es sich bewährt, in den ersten Tagen so wenig wie möglich zu laufen. Generell sollte jede Art von Bewegung behutsam erfolgen, damit kein übermäßiger Druck am Damm entstehen kann. Beispielsweise ist von einem Schneidersitz dringend abzuraten. Liegen oder Sitzen sind hingegen eher förderlich für die Heilung.
  • Den Stuhlgang weich halten: Ein weiterer Tipp ist es dafür zu sorgen, dass der Stuhl nicht hart ist. Denn wenn das der Fall ist, übt dieser während des Stuhlgangs weniger Druck auf die verwundete Region aus. Lebensmittel wie Bananen oder Kartoffeln, die für Verstopfung sorgen, sollten daher gemieden werden. Es ist besser auf Nahrungsmittel zu setzen, die den Stuhl weicher machen, wie beispielsweise Trockenpflaumen, Leinsamen oder Beeren.

Natürlich sind diese Methoden keine Garantie dafür, dass eine Dammrisswunde schneller verheilt. Denn genauso wie keine Frau der anderen gleicht, so sind auch Wunden nie identisch. Hebammen und Ärzte stehen ihren Patientinnen deshalb beratend zur Seite, wenn es um die korrekte Pflege einer Dammriss- oder Dammschnittnaht geht.

Dammmassage zur Dammrissvorsorge


Die Dammmassage ist eine geburtsvorbereitende Maßnahme, die mitunter einem Dammriss vorbeugen können – denn sie macht den Bereich dehnbarer. Bewährt hat es sich, etwa ab der 34. Schwangerschaftswoche mit einer Dammmassage zu beginnen. Sie sollte drei bis vier Mal pro Woche für etwa zehn Minuten durchgeführt werden.3

Mögliche Schritte zur Umsetzung einer Dammmassage sind die folgenden:

  • Zu Beginn wird etwas Öl – in Drogerien oder Apotheken sind extra dafür geeignete erhältlich – im Bereich des Dammes mit den Fingern aufgetragen.
  • Anschließend sollte ein Daumen in die Scheide eingeführt werden. Mit dem Daumen von unten und den Fingerspitzen von oben (an den großen Schamlippen) kann nun der Dammbereich mit kreisenden Bewegungen massiert werden.
  • Nach etwa einer Minute beginnt man mit den Fingern von der Scheide aus, in alle Richtungen zu streichen; dadurch wird die Dammregion gedehnt.
  • Abschließend ist es möglich, die Stelle zwischen Scheide und Schließmuskel zu massieren.

Das Öl, welches für die Dammmassage verwendet wird, sollte im besten Fall so natürlich wie möglich sein – mit wenig Konservierungsstoffen. Geeignete Öle wie natürliches Mandelöl sind zum Beispiel in der Apotheke oder Drogerie erhältlich.

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Regina Lopes Bombinho Brandt Aufgrund ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin kennt Regina Brandt Krankenhäuser auch hinter den Kulissen. Durch ihr Studium der Sprach- und Kommunikationswissenschaften vermischen sich bei kanyo® ihre Kenntnisse in Sachen Online-Redaktion, Medizin und Kommunikation. Regina Lopes Bombinho Brandt Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Rath, Werner/Gembruch, Ulrich/Schmidt, Stephan (Hrgs.): Geburtshilfe und Perinatalmedizin. Pränataldiagnostik – Erkrankungen – Entbindung, Stuttgart 22010, S. 13.
  • 2Prof. Dr. med. Wacker, Jürgen/Priv.-Doz. Dr. med. Sillem, Martin/Prof. Dr. med. Bastert, G./ Prof. Dr. med. W. Beckmann, Mathias(Hrgs.): Therapiehandbuch Gynäkologie und Geburtshilfe, Heidelberg 2007, S. 16
  • 3Laue, Birgit: 1000 Fragen an die Hebamme, München 2008, S.179.