Wenn die Samenflüssigkeit eines Mannes keine oder nur sehr wenige Spermien enthält (Azoospermie oder Oligozoospermie), ist eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege nur schwer möglich. Auch eine eingeschränkte Beweglichkeit der Spermien (Asthenozoospermie) ist eine häufige Ursache für die Zeugungsunfähigkeit beim Mann.

Ist die Spermienqualität so gering, dass die Samenzellen die Eizelle nicht eigenständig befruchten können, ergibt selbst eine herkömmliche künstliche Befruchtung (IVF) wenig Sinn. Die Samenzellen treffen zwar in der Petrischale auf die Eizelle, dringen aber unter Umständen nicht in die Eizelle ein, ihnen fehlt hierfür der nötige Antrieb. In diesem Fall kann eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) helfen.

ICSI: Ablauf der künstlichen Befruchtung


Bei einer ICSI wird eine Samenzelle direkt in die Eizelle der Frau injiziert. Der übrige Verlauf entspricht dem einer In-vitro-Fertilisation: Zunächst unterzieht sich die Frau einer Hormonstimulation, das bedeutet, dass die Eizellreifung medikamentös unterstützt und durch Untersuchungen kontrolliert wird.

Ist die Eizelle herangereift, wird durch die Gabe eines weiteren Hormons der Eisprung stimuliert. Dann entnimmt man der Frau möglichst mehrere befruchtungsfähige Eizellen. Am gleichen Tag injiziert ein Fruchtbarkeitsmediziner in die Eizellen jeweils eine Samenzelle. Wenn sich diese gut weiterentwickeln, werden sie wenige Tage darauf in die Gebärmutterhöhle der Frau übertragen.

Vorbereitungen auf die ICSI: Das Spermiogramm


Am Anfang steht immer das sogenannte Spermiogramm. Gemeint ist eine umfangreiche Analyse des Spermas. Wichtig für die Beurteilung der Zeugungsfähigkeit sind Beweglichkeit und Anzahl der Samenzellen. Denn für eine natürliche Befruchtung müssen die Samenzellen im Körper der Frau durch den Gebärmutterhals zum Eileiter gelangen.

Wissenswert: Als Richtwert für eine gute Spermaqualität hat die Weltgesundheitsorganisation 15 Millionen Spermien pro Milliliter Sperma vorgegeben. Ein Drittel davon sollte eine gute Beweglichkeit haben. Je mehr Zellen und je größer die Beweglichkeit, desto höher die Chance, dass eine Schwangerschaft eintritt.

Sind in der Samenflüssigkeit zeugungsfähige Samenzellen vorhanden, werden für die ICSI einzelne Spermien ausgewählt und jeweils eines in jede entnommene Eizelle injiziert.

ICSI nach Entnahme von Samenzellen aus den Hoden


In manchen Fällen sind in der Samenflüssigkeit des Mannes keine Spermien enthalten. Gründe dafür sind zum Beispiel eine fehlende Anlage der Samenleiter oder ein Verschluss der Samenwege. Dann besteht die Möglichkeit, einzelne Samenzellen aus den Hoden oder den Nebenhoden zu gewinnen. Dafür wird jedoch ein operativer Eingriff nötig, bevor die ICSI durchgeführt werden kann.

Samen aus den Nebenhoden

Samenzellen entwickeln sich in den Hoden und bewegen sich dann in die Nebenhoden. Dort reifen sie heran und werden bis zum Samenerguss gelagert. Ist der Samenleiter verschlossen oder nicht vorhanden, können die Spermien nicht in das Ejakulat gelangen. Dennoch ist eine künstliche Befruchtung mit ICSI möglich, wenn die zeugungsfähigen Samenzellen vorab mittels Hohlnadel aus den Nebenhoden entnommen werden. Der Patient wird dazu in eine Vollnarkose versetzt. Das Verfahren nennt man Mikrochirurgische Epididymale Spermienaspiration (MESA).

Samen aus den Hoden

Liegt eine Störung der Spermienproduktion vor, sodass nur sehr wenige Samenzellen im Körper entstehen, kommt die Testikuläre Spermienextraktion (TESE) zum Einsatz. Dafür entnimmt der Facharzt aus den Hoden Gewebeproben und untersucht das Gewebe auf zeugungsfähige Spermien. Für diesen Eingriff reicht eine örtliche Betäubung in der Regel aus.

Liegt eine Störung der Spermienproduktion vor, sodass nur sehr wenige Samenzellen im Körper entstehen, kommt die Testikuläre Spermienextraktion (TESE) zum Einsatz. Dafür entnimmt der Facharzt aus den Hoden Gewebeproben und untersucht das Gewebe auf zeugungsfähige Spermien. Für diesen Eingriff reicht eine örtliche Betäubung in der Regel aus.

Kosten für eine herkömmliche ICSI


Welche Kosten für das Paar entstehen, hängt zum einen von der Kinderwunschklinik ab, da die Honorare variieren. Aber auch der Krankenversicherungsstatus spielt eine Rolle. Im Normalfall kostet eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion etwa 5.000 Euro.

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen meist die Hälfte davon, wenn das Paar verheiratet ist. Das gilt allerdings nur für bis zu drei Behandlungszyklen. Oftmals dauert es jedoch länger, bis tatsächlich eine Schwangerschaft eintritt.

Manche privaten Krankenversicherer bezahlen die ICSI sogar komplett. Das gilt jedoch nur, wenn der Mann privat krankenversichert ist. Ist die Ehefrau Mitglied einer privaten Krankenversicherung, werden die Kosten für eine ICSI meist nicht übernommen. Unverheiratete Paare müssen die Kosten für die Behandlung generell selbst tragen.

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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren