Babysprache – eine ganz eigene Sprachwelt
Ein wichtiger Schritt in der Sprachentwicklung ist die Anwendung vereinzelter Begriffe. Diese sind jedoch oft unvollständig, denn das Kind entwickelt zunächst einen eigenen Jargon. So kann Aagen das Babywort für das phonetisch verwandte Wort Wagen sein. Auch die Bedeutung weicht von dem Gebrauch der Erwachsenen ab. Das Baby meint mit Aagen beispielsweise alles, was rollt. Es kann damit aber auch nur vom Familienauto sprechen. Babys erweitern und verengen Begriffe ganz nach ihrem Verständnis.
Babys richtig verstehen
Solange keine ganzen Sätze gesprochen werden, kann ein einzelnes Wort je nach Kontext Verschiedenes ausdrücken. Sagt ein Baby unter den ersten Worten beispielsweise „Mütze“, kann es damit abhängig von der Situation Folgendes meinen:
- Ist das eine Mütze?
- Ich möchte meine Mütze haben!
- Das ist meine Mütze.
- Das ist Papas Mütze.
Auch das räumliche und zeitliche Verständnis eines Kindes ist noch nicht ausgeprägt. Zwar verstehen Babys einfache Wörter wie „in“, „auf“ und „unter“, weitere Präpositionen werden aber erst ab dem vierten Lebensjahr verstanden. Auch zeitliche Hinweise wie: „Morgen gehen wir in den Zoo“ kann ein Kind erst zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr begreifen.
Babys erste Worte – und plötzlich sind es Tausende
Zwischen zwei und fünf Jahren lernt das Baby richtig sprechen. Dies ist die rasanteste Phase der Sprachentwicklung. Während dieser drei Jahre erreicht das Kind einen Wortschatz von einigen tausend Wörtern.
Wenn es etwa 200 Wörter kennt, beginnt ein Kind damit, einfache grammatische Regeln anzuwenden und formt erste kurze Sätze. Am Anfang beschränkt sich das Baby auf Zweiwortsätze, wie „Emma trinken“, wenn es etwa trinken möchte.
Babys erste Worte: Häufige Ausdrücke
- Küche essen
- Puppe weg
- Tim auch
- Teddy Bett
- Mama Schuhe
- Papa spielen
Das Baby entdeckt das Ich
Den eigenen Vornamen verwenden Kinder frühestens ab dem 15. Monat, manche Kinder sogar erst im dritten Lebensjahr. Dies hat viel damit zu tun, wie die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes abläuft. Erst wenn das Kind eine Vorstellung von der eigenen Person hat, kann es von sich selbst sprechen. Dabei braucht es noch einige Zeit, bis es von sich selber in der Ich-Form spricht. Dies liegt daran, dass es die recht abstrakte Regel, dass man von sich selbst in der Ichform redet, andere aber mit „du“ anspricht, ganz alleine ableiten und verstehen muss.
Tipp: Fürwörter vermeiden
Kleinkinder haben große Probleme, Pronomen zuzuordnen. Um dem Kind das Verständnis zu erleichtern, ist es daher besser, Eigennamen zu verwenden. Anstatt “gib mir bitte die Socken“, sollte man zu einem Kleinkind sagen „gib der Mama/dem Papa bitte die Socken“. Das Kind versteht außerdem eher, dass es gemeint ist, wenn Sie es mit seinem Namen und nicht mit „du“ ansprechen (oder dir, dein, dich).
Aus Babys ersten Worten werden Sätze
Es folgt meist eine Phase, in der das Kleinkind mehrere Worte aneinanderreiht. Auf zwei folgen drei und dann vier Worte. Trotzdem kann es auch in diesem Schritt der Sprachentwicklung schwierig sein, die Babysprache zu verstehen. Greift das Kind nach einer Banane und sagt dabei „Papa essen“, kann dies als Frage gemeint sein: „Darf ich die Banane essen, Papa?“ Das Kind kann jedoch auch fragen, ob der Vater die Banane essen möchte.
Nach den Dreiwortsätzen beginnt das Kind, Sätze zu bilden. Dabei werden in der ersten Phase überwiegend Hauptwörter (Substantive) und Verben verwendet. Die Tätigkeiten werden jedoch in ihrer nicht-konjugierten Form benutzt. Erst ab dem dritten bis vierten Lebensjahr kann ein Kind Verben konjugieren und in verschiedene Zeitformen setzen. Die grammatischen Regeln werden erst langsam übernommen. Ausnahmen von der Regel sind für kleine Kinder besonders schwierig. Darum sagt ein Kind vielleicht „Max esst“ oder bezeichnet mehr als eine Maus als „Mausen“.
Phasen der Aussprache
Viele Kinder sprechen in den ersten Jahren sehr undeutlich. Oft können nur die Eltern verstehen, was das Baby meint. Das ist völlig normal und kein Hinweis auf eine vorliegende Sprachstörung. So sind Vokale (a, e, i, o, u) für kleine Sprechanfänger meist recht einfach auszusprechen. Konsonanten folgen erst nach und nach. Selbst im Alter von fünf Jahren kann etwa ein Drittel der Kinder „r“, „s“ und „sch“ nur mit Schwierigkeiten aussprechen.
Entwicklung der Aussprache von Babys