In 2014 lebten in Deutschland rund 11,5 Millionen Familien. Darunter sind 2,7 Millionen alleinerziehende Eltern. Die Singlemamas machen mit 2,3 Millionen den weitaus größeren Teil der Alleinerziehenden aus. Alleinerziehende Väter sind mit 404.000 Haushalten aber auch keine Randerscheinung mehr.
Alleinerziehend: Den Alltag alleine bewältigen
Gerade zu Beginn der neuen Familiensituation treten viele Fragen auf. Beruf, Kinderbetreuung, Alltagsaufgaben – alles muss alleine bewältigt werden. Der Gedanke schafft Verunsicherung, insbesondere wenn dem eine unerwartete Trennung vorangegangen ist. Sorgen um die finanzielle Situation und um das Wohl des Kindes stehen an erster Stelle.
Tipp: Wer unerwartet in das Alleinerziehen gerät, sollte sich Zeit geben, um sich auf die neue Situation einzustellen. Auch wenn die Gedanken im Kopf „Karussell fahren“, ist es von großer Bedeutung, sich mit Ruhe auf das Alleinerziehen vorzubereiten.
Versuchen Sie, einige Tage bei vertrauten Menschen unterzukommen. Tanken Sie Energie, um das Leben für sich und Ihr Kind neu zu sortieren.
Entlastung für Alleinerziehende durch den Staat
In einem ersten Schritt ist es wichtig, die Finanzen und die Wohnsituation zu sichern, damit keine Existenzängste auftreten. Sind diese beiden Punkte geregelt, fühlen sich viele Alleinerziehende bereits deutlich entlastet. Dafür sollte man alle staatlichen Angebote wahrnehmen, die für alleinerziehende Eltern vorhanden sind.
- So können Singlemamas und Singlepapas beim Elterngeld den maximalen Bezugszeitraum von 14 Monaten beantragen, ohne dass dafür ein Elterngeldantrag durch einen zweiten Elternteil nötig wäre.
- Auch beim Kinderzuschlag, der Geringverdiener gezielt entlasten soll, wird in der Berechnung ein höherer Grundbedarf für den Elternteil festgelegt, da von höheren Kosten für die Haushaltsführung ausgegangen wird.
- Außerdem können Alleinerziehende in ihrer Lohnsteuererklärung den sogenannten Entlastungsbetrag steuerlich geltend machen. Dieser beträgt 1.908 Euro. Ab dem zweiten Kind erhöht sich der Freibetrag um weitere 240 Euro je Kind.
- Genau wie alle anderen Eltern haben auch Alleinerziehende Anspruch auf Kindergeld. Dies liegt aktuell bei mindestens 192 Euro pro Monat (Stand: Januar 2017).
Besteht ein Anspruch auf Unterhalt, der dazu verpflichtete Elternteil kommt den Zahlungen aber nicht nach, springt das Jugendamt mit einem sogenannten Unterhaltsvorschuss ein.
Dieser wird auch dann gezahlt, wenn die Vaterschaft ungeklärt ist. Ein Unterhaltsurteil braucht man dafür nicht. Voraussetzung dafür ist, dass das Kind unter zwölf Jahre alt ist. Der Unterhaltsvorschuss wird für maximal 72 Monate gezahlt.
Alleinerziehend – aber nicht allein!
Alleinerziehende brauchen im Alltag Unterstützung. Ein funktionierendes Netzwerk kann dabei enorm hilfreich sein. Vielleicht gibt es Angehörige, Freunde oder sogar Nachbarn, die bei der Kinderbetreuung helfen möchten.
Wer im eigenen Umfeld keinen oder nur wenig Kontakt zu Gleichgesinnten hat, kann sich nach Angeboten in der Umgebung umschauen.
Sowohl für schwangere Frauen ohne Partner als auch für alleinerziehende Mütter und Väter gibt es vielerorts Angebote, die auf die besonderen Bedürfnisse Alleinerziehender abgestimmt sind:
- Angefangen bei Geburtsvorbereitungskursen für Singles,
- speziell an Singlemamas oder Singlepapas gerichtete Eltern- und Kind-Gruppen (wie beispielsweise PEKiP, Babyschwimmen, Krabbelgruppen, Kinderturnen, Lauftreffs)
- bis hin zu Freizeit- und Reiseveranstaltungen.
Der Austausch mit Müttern und Vätern, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden, liefert unter Umständen nicht nur wertvolle Tipps, sondern kann auch eine wichtige mentale Unterstützung sein.
Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) setzt sich aktiv für die Belange von Alleinerziehenden ein, bietet aktuelle Informationen und professionelle Beratung. Auch kostenlose Informationsstellen wie pro familia oder Caritas haben viel Erfahrung in der Beratung alleinerziehender Väter und Mütter.
Ist mein Kind glücklich?
Viele Alleinerziehende machen sich immer wieder Gedanken darüber, ob ihr Kind mit nur einem Elternteil glücklich ist. Eine Studie zum Einfluss des Alleinerziehens auf die Lebenssituation der Kinder hat zutage geführt, dass diese Sorge unbegründet ist.
Kinder Alleinerziehender erhalten genauso viel Fürsorge wie Kinder in Paarfamilien. Ihr Alltag und das Freizeitverhalten unterscheiden sich kaum. Wichtiger für die positive Entwicklung eines Kindes ist laut der Studie die finanzielle Situation. Unterhaltszahlungen des zweiten Elternteils sind daher ein wichtiger Faktor.
In Deutschland ist das Familienbild heutzutage sehr vielfältig. Das Alleinerziehen ist nur eine Variante, die weder besser noch schlechter ist als andere Konstellationen. Kinder mit alleinerziehenden Eltern können ebenso glücklich aufwachsen, wie in einer klassischen Familie.
Checkliste & Tipps für Alleinerziehende
Viele Alleinerziehende bewältigen ihren Alltag getreu dem Motto: Alles eine Frage der Organisation. Werdende Mütter können sich schon während der Schwangerschaft auf den Alltag als Alleinerziehende mit Baby vorbereiten. Manchmal reichen schon kleine Veränderungen, um Stresssituationen zu vermeiden.
- Erstellen Sie eine Liste mit den Telefonnummern aller Personen, die Sie eventuell benötigen werden, wenn die Wehen einsetzen oder wenn Sie im Krankenhaus sind: Familienangehörige, Freunde, Nachbarn, örtlicher Taxi-Service, Gynäkologe, Hebamme, Kreißsaal.
- Packen Sie eine kleine Notfalltasche mit zusätzlicher Kleidung und weiteren Hygieneartikeln, die Sie zu Hause hinterlegen. Sollte sich Ihr Aufenthalt unerwartet verlängern, können Verwandte oder Freunde die Tasche ins Krankenhaus bringen. Vergessen Sie nicht, dies vorher mit der dafür eingeplanten Person zu besprechen und einen Ersatzschlüssel zu Ihrer Wohnung auszuhändigen.
- Organisieren Sie Ihren anstehenden Krankenhausaufenthalt so, als wenn Sie in den Urlaub fahren würden. Bitten Sie beispielsweise jemanden, regelmäßig Ihren Briefkasten zu leeren und parken Sie Ihr Auto so, dass es keinesfalls abgeschleppt wird, während Sie im Krankenhaus sind.
- Hinterlegen Sie zu Hause etwas Bargeld für die ersten Tage nach der Geburt. Vielleicht bitten Sie jemanden, für Sie in den Supermarkt oder in die Apotheke zu gehen. Auch Pizzalieferanten wollen bezahlt werden.
- Kaufen Sie auf Vorrat ein, insbesondere Dinge, die umständlich zu besorgen oder schwer zu tragen sind (beispielsweise Getränke). Je nachdem wie die Geburt verläuft, ist körperliche Anstrengung zunächst zu vermeiden. Nehmen Sie einen Helfer mit, schließlich sollten Sie auch in der Schwangerschaft nicht schwer heben.
- Bereiten Sie alle Behördengänge und sonstige Formalitäten vor. Je nachdem, wie anspruchsvoll Ihr Baby ist, werden Sie in den ersten Tagen keine oder nur wenig Zeit haben, um am Rechner zu sitzen oder zu telefonieren.
- Suchen Sie in der Familie oder im Freundeskreis nach einer Person, die sich um Ihr Baby kümmert, falls Sie nach der Geburt dazu nicht in der Lage sind. Als unverheiratete Alleinerziehende beispielsweise haben nur Sie das Sorgerecht. Liegt keine Sorgerechtserklärung vor, kommt Ihr Baby im Notfall zunächst in staatliche Obhut. Dieser Fall tritt höchstwahrscheinlich nicht ein, falls doch, ist eine Sorgerechtsverfügung hilfreich.
- Richten Sie flexible Babyplätze in Ihrer Wohnung ein. Es wird unzählige Momente geben, in denen Sie im Alltag jemanden brauchen könnten, der „mal eben“ auf Ihren Nachwuchs aufpasst. Das kann eine Wippe, ein fahrbarer Laufstall oder Stubenwagen sein. Letzteren können Sie ins Badezimmer schieben, während Sie duschen, oder ins Arbeitszimmer, während Sie telefonieren. Wichtig ist, dass Ihr Kind stets sicher liegt.
Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, sollte einen Hausschlüssel dauerhaft bei Nachbarn deponieren und stets das Telefon in greifbarer Nähe haben.
Falls eine Situation eintritt, in der Sie sich nicht mehr um sich oder Ihr Baby kümmern können (beispielsweise bei einem Sturz, Hexenschuss, Schwindel, Kreislaufproblemen), kann jemand den Zugang zu Ihrer Wohnung sicherstellen.