Was bedeutet eine Adoption?


Paare, die ein Kind adoptieren, erhalten alle elterlichen Rechte. Das adoptierte Kind ist einem leiblichen Kind vollkommen gleichgestellt. Das bedeutet jedoch auch, dass das Kind seine Herkunftsfamilie verlässt. Die Verwandtschaft zu den leiblichen Eltern erlischt, zumindest im rechtlichen Sinne. Dies ist der wichtigste Unterschied zu einer Vollzeitpflege. Zwar ist es auch bei diesem Modell möglich, dass ein Kind in einer anderen Familie dauerhaft oder über einen sehr langen Zeitraum aufwächst, das Verwandtschaftsverhältnis zu den leiblichen Eltern bleibt jedoch bestehen.

Welche Formen der Adoption gibt es?


In Deutschland unterscheidet man zwischen der Verwandten-, der Stiefkind- und der Fremdadoption. Wie die Namen bereits andeuten, beruht die Einordnung auf der Beziehung zwischen den Adoptiveltern und dem Kind:

  • Bei einer Adoption durch Verwandte oder Stiefeltern besteht die Hauptaufgabe der Adoptionsvermittlungsstellen in der Begutachtung.
  • Bei einer Fremdadoption, bei der die Eltern das Kind vor der Adoption noch nicht kannten, findet die Zusammenführung erst über die Adoptionsvermittlungsstelle statt.

Bei allen drei Adoptionsformen prüft die Adoptionsvermittlungsstelle, ob die Adoption dem Kindeswohl entspricht.
Bei der Fremdadoption gibt es im Hinblick auf die Rolle der Herkunftsfamilie drei verschiedene Vorgehensweisen. Welche gewählt wird, liegt zunächst in den Händen der leiblichen Eltern des Kindes.

1. Die Inkognito-Adoption

Die Inkognito-Adoption sieht vor, dass die leiblichen Eltern keinerlei Informationen über die Adoptiveltern erhalten. Auch Name und Adresse bleiben unbekannt. Ihnen werden nur die Lebensumstände beschrieben.
Nichtsdestotrotz können die leiblichen Eltern Wünsche über die Adoptiveltern äußern, die bei der Auswahl eines geeigneten Paares von der Adoptionsvermittlungsstelle berücksichtigt werden. Allerdings kennen die Adoptiveltern den Namen der leiblichen Eltern, da dieser auf der Geburtsurkunde des Kindes eingetragen ist.

Das Inkognito-Verfahren soll die Adoptivfamilie vor Einflüssen vonseiten der leiblichen Eltern oder deren Familien schützen. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass das Inkognito-Verfahren bei allen Beteiligten der Adoption Ängste und Verunsicherung hervorrufen kann. Darum werden seit einigen Jahren verstärkt offene Adoptionen vermittelt.

2. Halboffene Adoption

Bei einer halboffenen Adoption wird zwar weiterhin die Anonymität der Adoptiveltern gewahrt, allerdings kann über das Jugendamt ein indirekter Kontakt vereinbart werden. Die abgebenden und annehmenden Eltern haben so die Möglichkeit, Fotos und Briefe auszutauschen. Zum Teil werden auch persönliche Treffen organisiert. Inwieweit die Adoptionsvermittlungsstelle involviert ist, entscheiden die leiblichen und die Adoptiveltern.

Der Vorteil besteht darin, dass die leiblichen Eltern einen Eindruck von den Menschen und den Lebensumständen erhalten, unter denen ihr Kind aufwachsen wird. Die Adoptiveltern wiederum können sicher sein, dass die Herkunftsfamilie mit der Adoption einverstanden ist.

Die Absprachen sind für die Adoptiveltern jedoch nicht bindend. Sie können auch entgegen der ursprünglichen Pläne den Kontakt nach der Adoption einschränken.

3. Offene Adoption

Im Rahmen einer offenen Adoption sind die Namen aller Beteiligten bekannt. Treffen werden regelmäßig vereinbart.
Stief- oder Verwandtschaftsadoptionen sind in den meisten Fällen offene Adoptionen.

Bei Fremdadoptionen ist diese Form noch sehr selten. Nur wenn das Kind bereits bei einer Pflegefamilie gelebt hat, die das Kind später adoptiert, entscheidet man sich häufiger für die offene Adoption.

Können wir bei unerfülltem Kinderwunsch ein Kind adoptieren?


Im Schnitt gibt es für jedes zur Adoption vorgemerkte Kind in Deutschland sieben potenzielle Adoptiveltern. Die Aufgabe der Vermittlungsstellen besteht darin, eine geeignete Familie für das Kind zu finden.
Wichtig für die Beurteilung der adoptionswilligen Paare sind folgende Aspekte:

  • Einkommen
  • Vorstrafen
  • Wohnraum
  • Erkrankungen oder Behinderungen
  • persönliche Eignung
  • Motiv für die Adoption
  • Vorstellung über das mögliche Familienleben mit dem Kind

Gerade für Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch ist es manchmal schwer, dass das Kindeswohl bei einer Adoption so deutlich priorisiert wird. Damit eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung entstehen kann, sollten die eigenen Interessen jedoch nicht über die Bedürfnisse des Kindes gestellt werden.

Wissenswert: Adoption in Deutschland

Im Jahr 2013 wurden 3.793 Kinder adoptiert. Das sind laut des Statistischen Bundesamts 2,4 Prozent weniger als im Jahr 2012 – die Zahl der Adoptionen ist in Deutschland bereits seit Jahren rückläufig.1

Der überwiegende Teil der Adoptionen erfolgte durch Stiefeltern, und zwar zu fast 60 Prozent (2.232 Kinder). In diesen Fällen nimmt ein neuer Partner des leiblichen Elternteils das Kind als eigenes an. Weitere drei Prozent, also 113 Kinder, wurden von Verwandten adoptiert. Der Anteil der Adoptionen durch nicht verwandte Personen betrug 38 Prozent (1.448 Kinder).2

Das könnte Sie auch interessieren:

Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren