Gerade war noch alles in Ordnung, plötzlich erscheinen zwei farbige Linien auf dem Schwangerschaftstest – das Ergebnis ist positiv. Während viele Frauen mit großer Freude darauf reagieren, sieht die Welt bei einer ungewollten Schwangerschaft mitunter ganz anders aus: Angst, Unsicherheit, Wut, Ablehnung oder sogar Verzweiflung breiten sich aus. In dieser Situation ist es gut, sich zunächst etwas Zeit zu nehmen und die Lage genauer zu betrachten.

Hilfe, ich bin schwanger! Was nun?


Die Situation einer Frau, die ungeplant schwanger ist, kann sehr unterschiedlich aussehen:

  • Welche Beziehung besteht zum Vater des Kindes?
  • Gibt es einen Partner, der die Schwangerschaft unterstützt?
  • Wie steht es um Finanzen und Beruf?
  • Wie sind die familiären Verhältnisse?
  • Welche gesundheitlichen Faktoren spielen eine Rolle?

Auch, ob bereits Kinder vorhanden sind, kann die Sicht auf die Lage beeinflussen. Die durcheinanderlaufenden Gedanken zu ordnen und die eigenen Gefühle zu verstehen, ist ein erster Schritt, um sich über die Situation klar zu werden und einer Entscheidung näher zu kommen.

Ungeplant schwanger: Gespräche können helfen


Manche Frauen machen dies ganz mit sich alleine aus, anderen helfen Gespräche mit Vertrauten. Das können Familienmitglieder oder Freunde sein. Manchmal findet sich ein offenes Ohr an ganz unvermuteter Stelle, bei Nachbarn oder Kollegen. In jedem Fall sollte die Vertrauenswürdigkeit der Person gewährleistet sein.

Hilfreich ist es zudem, wenn die Ansprechpartner möglichst unvoreingenommen und ergebnisoffen sind. Denn jede Frau muss für sich entscheiden, ob und unter welchen Bedingungen sie Mutter werden möchte.

Zwiespalt: Kinder ja – aber jetzt?


Gerade wenn ein Schwangerschaftsabbruch in Betracht gezogen wird, erhalten Frauen, die ungewollt schwanger sind, wertvolle Unterstützung bei Beratungsstellen. Denn ein Schwangerschaftsabbruch ist auch heute noch vielerorts ein Tabuthema, mit dem die Betroffenen alleingelassen werden. Oft geraten Frauen während einer ungeplanten Schwangerschaft in einen Zwiespalt, weil sie sich im Prinzip Kinder wünschen, aber vielleicht nicht zu diesem Zeitpunkt oder von diesem Partner.

Ängste vor dem Leben mit Kind, das einem besonders als alleinerziehende Mutter schwierig erscheinen mag, aber auch Ängste vor den Konsequenzen eines Abbruchs vermischen sich und können die betroffenen Frauen überfordern. Erfahrene Berater zeigen Lösungswege auf, ohne in eine Richtung zu drängen. Eine Schwangerschaftskonfliktberatung kann daher bei der Entscheidungsfindung helfen und den seelischen Druck reduzieren.

Die Beratungsangebote stehen übrigens auch Männern offen.

Adoption bei ungewollter Schwangerschaft


Neben dem Schwangerschaftsabbruch stehen Frauen, die sich ein Leben mit Kind nicht vorstellen können, weitere Möglichkeiten offen. Ein Weg kann die Adoption sein. Die Frauen bringen das Kind zur Welt, geben es jedoch kurz darauf einem anderen Paar zur Adoption frei, das die Elternschaft übernimmt. Die Vermittlungsstelle berücksichtigt bei der Auswahl eines geeigneten Elternpaares die Vorstellungen der leiblichen Eltern. Der Verwandtschaftsgrad zwischen Mutter und Kind erlischt jedoch rechtlich nach der Adoption.

Mittlerweile ist es allerdings möglich, sogenannte halboffene oder offene Adoptionen durchzuführen, bei denen die leibliche Mutter Fotos und Briefe von der Adoptionsfamilie erhält. Auch Treffen sind möglich.

Die vertrauliche Geburt bei ungeplanter Schwangerschaft


Das Konzept der vertraulichen Geburt trägt Sorge dafür, dass Frauen, die ungeplant schwanger sind, ihr Kind medizinisch sicher zur Welt bringen können, gleichzeitig aber weitestgehend anonym bleiben. Die Identität wird nur einmal gegenüber einem Berater preisgegeben. Das sorgt dafür, dass die Identität der Schwangeren sicher hinterlegt und unter Verschluss gehalten wird.

Tipp: Unter der Rufnummer 0800 4040 020 erhalten Frauen, die ungeplant schwanger sind, rund um die Uhr Informationen und Beratung. Betreiber ist das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Beratung ist kostenlos und anonym.

Während der ungewollten Schwangerschaft begleitet und berät der Berater die werdende Mutter. Die Geburt kann in einer Klinik, aber auch in einem Geburtshaus oder zu Hause stattfinden. Sowohl die Beratung als auch die spätere Entbindung sind für die Schwangere kostenlos. Da die vertrauliche Geburt gesetzlich geregelt ist, stehen die schwangeren Frauen ebenso wie ihre Berater unter dem Schutz des Gesetzes. Erst mit 16 Jahren kann das Kind offiziell in Erfahrung bringen, wer seine leibliche Mutter ist.

Ungeplant schwanger heißt nicht per se ungewollt


Auch wenn die ungeplante Schwangerschaft für die Betroffenen zunächst oft ein Schock ist, kann sich das Blatt mit der Zeit wenden. Manche Frauen empfinden einen Abbruch als Erleichterung, andere entscheiden sich für das Kind und sind darüber im Nachhinein sehr glücklich. Das Für und Wider ausreichend abzuwägen erhöht die Chance, dass man auch später noch zu seiner Entscheidung stehen kann.

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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren