Häufig gestellte Fragen zu Nahrungsergänzungsmitteln in der Stillzeit: 

Nahrungsergänzungsmittel in der Stillzeit – ja oder nein?

Da stillende Frauen einen erhöhten Nährstoffbedarf haben, beispielsweise an Mineralstoffen (etwa Zink) und Vitaminen (etwa Vitamin E), kann es nach ärztlicher Rücksprache sinnvoll sein, Nahrungsergänzungsmittel zu supplementieren. Trotz allem ist die Einnahme kein Ersatz für eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung.

Wobei kann die Einnahme von Probiotika in der Stillzeit unterstützen?

Grundstein für Babys Gesundheit ist es, dass es ein starkes Immunsystem entwickelt. Zum einen unterstützt das Stillen, genauer das Übertragen der mütterlichen Antikörper über die Muttermilch an das Kind, dabei. Darüber hinaus sind Probiotika-Präparate, die zahlreiche Bakterienkulturen enthalten, eine Möglichkeit, den kindlichen Darm zu stärken, da dieser wesentlichen Einfluss auf das Immunsystem nimmt.

Muttermilch – das ist drin


Muttermilch gilt als erstes Superfood, das ein Baby zu sich nimmt. Sie enthält unter anderem 

  • Nährstoffe,  
  • Wachstumsfaktoren (zum Beispiel FGF21 für den kindlichen Stoffwechsel), 
  • Enzyme,  
  • Immunglobuline (Antikörper, die den Nachwuchs vor Krankheiten schützen können), 
  • probiotische Mikroorganismen (gesundheitsfördernde Bakterien, die den Darm besiedeln) sowie 
  • Präbiotika (vor allem Zuckermoleküle, sogenannte Oligosaccharide, die das Wachstum der guten Bakterien in Darm fördern). 

Billionen von Darmbakterien und andere Mikroorganismen tummeln sich überwiegend in unseren Darmwänden und werden in ihrer Gesamtheit als Mikrobiota oder Intestinales Mikrobiom (veraltet: Darmflora) bezeichnet. Für Babys ist die Vielfalt „guter“ Darmbakterien und eine funktionierende Mikrobiota besonders wichtig, da diese zur optimalen Entwicklung des noch unausgereiften Immunsystems beiträgt.

So hängen Immunsystem & Darmflora zusammen


Schätzungen zufolge sind im Darm 70 bis 80 Prozent der Immunzellen anzufinden.1 Eine gut ausbalancierte Besiedlung mit nützlichen Bakterien im Darm fungiert als eine Art Schutzschild und verhindert so das Ausbreiten krankmachender Bakterien und anderer Krankheitserreger wie Pilze. Einige Arten der „guten“ Darmbewohner sind obendrein in der Lage, sogenannte antimikrobielle Stoffe herzustellen, die die Eindringlinge vertreiben beziehungsweise abtöten. 

Wenn Sie die Darmflora unterstützen möchten, können Sie auf probiotische Nahrungsergänzungsmittel mit Bakterienstämmen wie Bifidobakterien und Laktobazillen zurückgreifen, die der nützlichen bakteriellen Besiedlung der Muttermilch nahekommen. Die probiotischen Mikroorganismen machen es Krankheitserregern schwerer, sich zu vermehren, und können zudem Schad- und Giftstoffe aus dem Körper entfernen.

Sie stillen? Nahrungsergänzungsmittel für Sie und Ihr Baby


Damit sich Ihr Baby gesund entwickelt, sollten Sie neben dem Aufbau einer gesunden Mikrobiota im Darm unter anderem diese Nährstoffe und Spurenelemente besonders im Blick haben, denn aufgrund eines erhöhten Nährstoffbedarfs in der Stillzeit kann es schnell zu Mangelzuständen kommen. Gegensteuern lässt sich unter Umständen mit Nahrungsergänzungsmitteln, wenngleich diese eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen können.

Folat (beziehungsweise die synthetische Form Folsäure)

Das zur Gruppe der B-Vitamine gehörende Folat unterstützt die Zellneubildung und hat hohen Stellenwert bei der Vorbeugung eines Neuralrohrdefektes (offener Rücken) beim Baby. Zu den folatreichen Lebensmitteln gehören Zitrusfrüchte, Spinat, Fenchel, Wirsing, Apfelsinen, Weintrauben und Vollkornprodukte. Da der täglich geforderte Bedarf von 450 Mikrogramm jedoch nicht vollständig über die Ernährung erreicht wird, empfehlen Ärzte Nahrungsergänzungsmittel mit Folsäure.2 Mit der Einnahme ist bestenfalls bereits vor einer geplanten Schwangerschaft zu beginnen. Ratsam ist es, diese bis zum Ende der Stillzeit fortzuführen. 

Jod

Bis zum Abstillen sollte die Mutter auf eine adäquate Jodversorgung achten. Jodhaltige Lebensmittel sind etwa Seefisch (zum Beispiel Kabeljau und Scholle), Milch und Milchprodukte, jodiertes Speisesalz sowie, im Vergleich mit anderem Gemüse, Brokkoli und Champignons. Auch hier ist der Bedarf von 230 bis 260 Mikrogramm täglich so gut wie unmöglich allein über eine tägliche jodreiche Kost zu decken.3 Um einer latenten Schilddrüsenunterfunktion der Mutter und des Neugeborenen vorzubeugen, sollten stillende Frauen täglich Jodtabletten zu sich nehmen. 100 bis 200 Mikrogramm – abhängig von der Einhaltung der Ernährungsempfehlungen.2,4

Eisen

Um den während der Schwangerschaft und Geburt typischen Eisenmangel beziehungsweise -verlust auszugleichen, sollten Sie 20 Milligramm täglich aufnehmen.5 Gute Eisenlieferanten sind beispielsweise Fleisch, Amaranth, Quinoa, Hafer, Kürbiskerne und Linsen. Noch ein kleiner Tipp: Trinken Sie zur Mahlzeit ein Glas Orangensaft. Das enthaltene Vitamin C fördert die Eisenaufnahme.

Kalzium

In der Stillzeit haben Sie einen Kalziumbedarf von 1000 Milligramm pro Tag (unter 19-Jährige 1200 Milligramm täglich).6 Kalziumreiches Mineralwasser, Brokkoli, Grünkohl sowie Milch- und Milchprodukte (etwa Buttermilch und Joghurt) helfen, diesen zu decken.

Vitamin D

Dieser Vitalstoff ist unter anderem wichtig für die Knochenhärtung. Viele Säuglinge erhalten eine tägliche orale Vitamin D-Gabe, um einer Mangelversorgung vorzubeugen. Eine Studie belegte nun, dass eine alleinige hochdosierte Vitamin D-Supplementation bei der ausschließlich stillenden Mutter über den Zeitraum eines halben Jahres ausreicht, um die Muttermilch mit genügend Vitamin D für das Baby anzureichern.7

Für die Milchbildung benötigt der weibliche Körper Energie. Das erklärt, warum der Energiebedarf in der Stillzeit mit 650 Kilokalorien pro Tag mehr als vor der Schwangerschaft erhöht ist.8

Nahrungsergänzungsmittel lieber nach ärztlicher Rücksprache

Bitte lassen Sie sich von Ihrem Frauenarzt oder einer Ernährungsfachkraft vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln beraten, denn einige Präparate überschreiten die empfohlenen Höchstdosierungen.9

Auch interessant:
Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen