Werdende Eltern machen sich um das Reisen in der Schwangerschaft oft viele Gedanken, insbesondere, wenn eine Flugreise geplant ist. Dabei gilt: Schwangere brauchen auf einen Urlaub nicht zu verzichten, solange die Schwangerschaft komplikationsfrei ist und es der Mutter gut geht. Ein paar Vorüberlegungen sind dennoch sinnvoll, damit der Urlaub entspannt und reibungslos verläuft. Wichtig sind bei der Reiseplanung das Wann, Wie und Wohin.

Die beste Zeit für Reisen in der Schwangerschaft


Die günstigste Zeit für eine Reise liegt zwischen dem vierten und siebten Monat. Frauen, die im ersten Schwangerschaftsdrittel noch unter Morgenübelkeit litten, geht es jetzt spürbar besser. Die Schwangerschaft ist bisher ohne Komplikationen verlaufen und stabilisiert, der Bauch aber noch nicht so störend. Viele schwangere Frauen fühlen sich in dieser Zeit topfit und sind beweglich. Ausflüge und sogar sportliche Aktivitäten sind in einem gewissen Maße noch gut zu bewältigen.

Prinzipiell spricht auch nichts dagegen, im ersten Schwangerschaftsdrittel zu verreisen. Viele Frauenärzte sind in dieser Zeit jedoch vorsichtig, weil die Schwangerschaft in dieser Phase noch recht sensibel ist. Frauen, die vor der zwölften Schwangerschaftswoche eine Reise unternehmen möchten, sollten sich in jedem Fall ärztlich beraten lassen.

Reisen im letzten Schwangerschaftsdrittel


Auch im letzten Trimester steht einem Urlaub erst einmal nichts im Wege. Ein Vorteil ist außerdem, dass der Mutterschutz bereits sechs Wochen vor der Geburt beginnt. Für diese Zeit muss die werdende Mutter also keinen Urlaub mehr einreichen.

Schwierig wird es, wenn man fliegen möchte. Denn viele Fluglinien nehmen schwangere Frauen ab einer gewissen Schwangerschaftswoche nicht mehr an Bord oder nur gegen Vorlage eines ärztlichen Attests. Die Handhabe ist unterschiedlich: Für manche beginnt die Grenze schon bei der 28. Woche, bei anderen erst ab der 36. Woche.

Generell sollten sich Schwangere, die im letzten Schwangerschaftsdrittel verreisen möchten, überlegen, was im Falle einer Frühgeburt zu tun ist. Ein Aufenthalt in der Nähe einer Klinik und die Telefonnummer eines örtlichen Gynäkologen gehören ebenso in das Gepäck wie der Mutterpass.

Hitze, Höhe, Hochleistung: Welche Reiseziele sind für Schwangere nicht geeignet?


Die Wahl des Reisezieles hängt in erster Linie davon ab, wie sich die schwangere Frau fühlt. Wer immer schon gerne abenteuerlich verreist ist, ist durch eine umständliche Anreise sicherlich weniger gestresst, als jemand, der normalerweise eher ruhige Ferien verbringt. Anstrengende Rucksacktouren oder Kletterurlaube sind für eine Schwangere jedoch per se nicht mehr geeignet. Gleiches gilt für Aktivitäten, bei denen ein erhöhtes Unfallrisiko besteht, beispielsweise Rafting, Skifahren oder Tauchen.

Der Kreislauf ist in der Schwangerschaft stärker beansprucht. Frauen leiden schnell unter Kurzatmigkeit. Sehr heiße Urlaubsorte mit einer hohen Luftfeuchtigkeit bringen deshalb kaum Erholung. Auch ein Urlaub in den Bergen wird ab einer gewissen Höhe schwierig, weil die Luft dünner ist. Bleiben Sie besser unter 2.500 Meter.1

(Fern-)Reisen in der Schwangerschaft: Infektionen und Impfungen bedenken


Generell raten Frauenärzte davon ab, in Gebiete mit einem erhöhten Infektionsrisiko zu reisen. Denn während der Schwangerschaft ist das Immunsystem geschwächt und schwangere Frauen sind viel anfälliger für Erkrankungen. Tropische und subtropische Länder sind daher in der Schwangerschaft als Reiseziel nicht geeignet.

Außerdem können Schwangere gegen einige Erreger nicht mehr geimpft werden. So ist beispielsweise eine medikamentöse Malaria-Prophylaxe nur sehr eingeschränkt möglich. Eine Erstinfektion mit Malaria kann die Schwangerschaft erheblich gefährden.

Impfungen, die während der Schwangerschaft erfolgen können, sind:

  • Tetanus
  • Diphterie
  • FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
  • Hepatitis A und B
  • Kinderlähmung
  • Typhus
  • Gelbfieber
  • Tollwut

Erkrankungen bei Reisen in der Schwangerschaft vermeiden


Eine Ansteckung mit Hepatitis A auf Reisen ist gar nicht so selten. Schlechte hygienische Bedingungen und infizierte Lebensmittel (beispielsweise Meeresfrüchte, Obst) sind die Hauptgründe für die sogenannte Reisegelbsucht. Das gilt auch für beliebte europäische Reiseländer wie Italien, die Türkei, Spanien und Bulgarien.

Schwangere Frauen, die bereits einen aktiven Impfschutz gegen Hepatitis A haben, brauchen keine Infektion zu befürchten. Eine Impfung ist während der Schwangerschaft nach ärztlicher Absprache möglich.

Neben den sowieso ungeeigneten Lebensmitteln in der Schwangerschaft sollten auf Reisen folgende Lebensmittel gemieden werden:

  • ungeschältes Obst oder Gemüse
  • Salate
  • Wurstaufschnitt
  • Speiseeis
  • Leitungswasser und Eiswürfel
  • unverschlossene Getränke (Getränke stets verschlossen bestellen, beispielsweise in Dosen oder Flaschen)

Fliegen in der Schwangerschaft? Ja oder nein?


Wer weit reisen möchte, kommt um das Flugzeug nicht herum. Das Thema Fliegen in der Schwangerschaft wird jedoch heiß diskutiert: Dabei steht besonders die Strahlenbelastung im Mittelpunkt. Allerdings gibt es aktuell keinen Nachweis, dass ein Flug die Schwangerschaft gefährdet. Selbst bei einem Langstreckenflug ist die Strahlenbelastung nur geringfügig erhöht.

Wissenswert: Ein durchschnittlicher Kurzstreckenflug entspricht gerade einmal einem Prozent der durchschnittlichen Strahlenbelastung, der wir auch am Boden ausgesetzt sind.2

Gleiches gilt für die Sicherheitskontrollen am Flughafen: Schwangere Frauen können Metalldetektoren problemlos passieren, denn dabei kommen keine Röntgenstrahlen zum Einsatz. Im Zweifel fragen Sie das Sicherheitspersonal am Flughafen.

Stress durch Flugangst, vorherige Fehlgeburten oder andere medizinische Indikatoren können jedoch Gründe sein, in der Schwangerschaft nicht zu fliegen. Die Entscheidung ist individuell und bestmöglich gemeinsam mit dem Frauenarzt zu treffen.

Nicht zu vergessen: Auch die Vorbereitung einer Fernreise kann kräftezehrend und manchmal sogar aufwendig sein. So muss zum Beispiel für die Einreise in die USA eine Einreisegenehmigung (ESTA) oder ein Visum beantragt werden. Da die Bewilligung einige Zeit in Anspruch nimmt, sollten Urlauber für solche Details genug Zeit einplanen, um unnötigen Schwangerschaftsstress zu vermeiden. Bei einem Aufenthalt innerhalb Deutschlands oder in benachbarten EU-Ländern entfällt zumindest dieser Punkt.

Thrombose bei Reisen in der Schwangerschaft


Ein wichtiger Faktor für reisende Schwangere ist das Thromboserisiko. Das beengte, lange Sitzen auf Reisen kann den Rückstrom des Blutes in den Venen beeinträchtigen. Das Blut fließt dadurch langsamer und gerinnt leichter. Die Folge wäre eine Reisevenenthrombose. Diese trifft auf Zug-, Auto- und Flugreisen zu.

So beugen Sie einer Thrombose auf Reisen vor:

  • die Beine möglichst nicht übereinanderschlagen
  • die Beine weit unter den Sitz des Vordermannes strecken
  • einmal pro Stunde aufstehen und gehen
  • Übungen: Im Sitzen die Füße kreisen lassen oder vom Ballen zur Ferse abrollen
  • weite, bequeme Schuhe und Kleidung tragen (Schuhe gegebenenfalls ausziehen)
  • Kompressionsstrümpfe tragen

Allerdings kommt bei Flugreisen die niedrige Luftfeuchtigkeit an Bord erschwerend hinzu. Der Körper verliert im Flugzeug stark an Flüssigkeit, das Blut verdickt. Um dem entgegenzuwirken, sollten schwangere Frauen ganz besonders viel trinken. Als Faustregel gilt: Pro Flugstunde mindestens 0,25 Liter Flüssigkeit aufnehmen.

Entspannte Zeiten im Babymoon


Viele Paare genießen vor der Geburt die Zeit zu zweit noch einmal in vollen Zügen. In Deutschland und in Österreich haben sich viele Hotels sogar auf werdende Eltern spezialisiert. Das Essen ist auf die Bedürfnisse von Schwangeren ausgerichtet und es gibt ein besonderes Wellness- und Fitnessangebot. Manche Häuser bieten in Zusammenarbeit mit Hebammen sogar Geburtsvorbereitungskurse an. So kommen die Eltern und das ungeborene Baby gleichermaßen auf ihre Kosten.

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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren