Fehlgeburt trotz Schwangerschaftsvorsorge


Die Schwangerschaftsvorsorge ist in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau: Die moderne Medizin macht es möglich, dass selbst Schwangerschaften mit Komplikationen wie Spina Bifida oder einer Plazentainsuffizienz zur Geburt eines gut entwickelten Babys führen können. Auch mit einem Schwangerschaftsdiabetes oder einer HIV-Erkrankung bringen viele Frauen heutzutage gesunde Kinder zur Welt.

Trotzdem enden mehr Schwangerschaften in einer Fehlgeburt, als man denkt. Denn gerade im ersten Drittel ist die Schwangerschaft sehr fragil.

Die Fehlgeburt im ersten Drittel (Frühabort)


Findet die Fehlgeburt vor der 12. Schwangerschaftswoche (SSW) statt, spricht man vom sogenannten Frühabort; von einem Spätabort wird zwischen der 13. und 24. SSW gesprochen. Die Gründe für einen Frühabort sind vielfältig:

  • Chromosomenveränderungen
  • Infektionen
  • Fehlbildungen
  • Stress

Am häufigsten liegt die Ursache in einer gestörten Befruchtung oder einer instabilen Einnistung in der Gebärmutter. Dann findet zwar eine Zellteilung statt und der Körper stellt sich zunächst auf eine Schwangerschaft ein, nach einigen Wochen bricht der Körper die Schwangerschaft jedoch von alleine ab. Es handelt sich dabei im Grunde um eine natürliche Vorsichtsmaßnahme, da das Kind nicht lebensfähig gewesen wäre.

Ablauf einer Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft


Ein Frühabort muss in vielen Fällen nicht medizinisch behandelt werden. Der sogenannte Abortus completus ist eine Fehlgeburt, der die Frucht vollständig einschließt. Das bedeutet, dass der Embryo, die Eihäute und die Plazenta ausgeschieden werden. Die betroffenen Frauen nehmen dies als eine starke Blutung wahr, die mit Schmerzen einhergehen kann.

Hört die Blutung nicht von alleine auf, kann man davon ausgehen, dass sich in der Gebärmutter noch Rückstände befinden. Bei diesem sogenannten Abortus incompletus kann es zu Infektionen und anderen Komplikationen kommen. Auch eine erneute Schwangerschaft ist gefährdet, wenn beispielsweise Plazentateile in der Gebärmutter oder der Vagina zurückbleiben. Darum wird in der Regel eine Kürettage (Ausschabung) vorgenommen, bei der alle Rückstände der Schwangerschaft operativ aus der Gebärmutter entfernt werden. Das Vorgehen ist das Gleiche wie bei einer Abtreibung. Der Operateur nutzt dazu ein Handinstrument – die Kürette, welche eine tropfen- bis ringförmige Spitze hat. Bei erfolgreichem Verlauf enden die Blutungen meist sehr schnell.

Die späte Fehlgeburt im zweiten Drittel


Nach der 12. SSW sinkt das Risiko einer Fehlgeburt signifikant ab. Zu diesem Zeitpunkt hat die Plazenta die Versorgung des Fötus übernommen und die Organe sind bereits grundsätzlich angelegt. Die Schwangerschaft ist damit deutlich stabiler als in den Wochen davor.

Dennoch kann es auch hier noch zu einer Fehlgeburt kommen. Die Ursachen sind ähnlich denen eines Frühaborts:

  • Infektionen
  • Fehlbildungen der Gebärmutter
  • Fehlbildungen der Erbanlagen
  • hormonelle Störungen
  • Blutgruppenunverträglichkeit

Kommt es zu einer Fehlgeburt, ist der Fötus bereits zu groß für eine Kürettage. Die Mutter muss darum auch ein bereits verstorbenes Kind entbinden. Dafür wird in der Regel medikamentös die Geburt eingeleitet. Unter gewissen Voraussetzungen ist es möglich, auf das natürliche Einsetzen der Wehen zu warten. Dies kann jedoch mehrere Tage oder bis zu zwei Wochen dauern.

Fehlgeburt: Anzeichen für einen Abgang


Eine Fehlgeburt kündigt sich nicht immer an, gerade bei einem Frühabort endet die Schwangerschaft häufig vollkommen unbemerkt. Insbesondere dann, wenn der Frau die Entstehung der Schwangerschaft noch nicht bewusst war, wird die Fehlgeburt manchmal mit einer stärkeren Regelblutung verwechselt.

Wissenswert: Man schätzt, dass etwa 50 Prozent aller Frühschwangerschaften in einer Fehlgeburt enden. Da den Frauen zu diesem Zeitpunkt häufig noch gar nicht klar war, dass sie schwanger waren, werden nur 15 bis 20 Prozent als solche wahrgenommen und beim Frauenarzt erfasst.

Je später die Fehlgeburt stattfindet, desto eher treten Anzeichen wie Blutungen, Schmerzen oder Krämpfe im Bauch auf. Auch wenn im späteren Verlauf einer Schwangerschaft keine Kindsbewegungen mehr zu spüren sind, kann dies unter Umständen ein ungutes Zeichen sein. Treten diese Symptome auf, sollten schwangere Frauen stets einen Arzt aufsuchen.

Abschied vom Sternenkind


Eine Fehlgeburt belastet viele Paare weit über die medizinischen Konsequenzen hinaus. Der Verlust des ungeborenen Kindes, das in Gedanken bereits zur Familie gehörte, kann traumatisch sein. Hinzu kommt, dass Fehlgeburten immer noch ein Tabuthema sind. Nicht über den Schicksalsschlag sprechen zu können, macht es den Betroffenen ungleich schwerer, die Situation zu verarbeiten.

In Selbsthilfegruppen, speziellen Foren oder bei erfahrenen Therapeuten finden viele trauernde Eltern Trost und Hilfe. Außerdem gibt es heutzutage verschiedene Bestattungsformen für die sogenannten Sternenkinder. Eine Zeremonie hilft oftmals, sich von dem verstorbenen Baby zu verabschieden. Informationen zu den Möglichkeiten gibt es in den Geburtskliniken und beim Frauenarzt.

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