Die IVF – umgangssprachlich auch künstliche Befruchtung genannt – gibt besonders solchen Paaren Hoffnung, bei denen andere Methoden der Fruchtbarkeitsmedizin erfolglos blieben. Der Erfolg hängt von vielen Faktoren ab:

  • Grad und Art der Fruchtbarkeitsstörung,
  • das Alter der Frau, aber auch
  • die Lebensweise des Paares

Im Jahr 2013 wurden laut deutschem IVF-Register 54.237 IVF-Behandlungen begonnen. Davon führten 6.655 zu der Geburt eines Kindes. Das entspricht rund zwölf Prozent1.

Der erste Schritt: die hormonelle Stimulation


Wie bei vielen Behandlungen einer Fruchtbarkeitsstörung beginnt auch der Ablauf einer künstlichen Befruchtung mit der Hormonstimulation. Hierbei muss zunächst der natürliche Zyklus der Frau hormonell unterdrückt werden, um während der anschließenden hormonellen Therapie die Eireifung besser kontrollieren zu können. Man spricht bei dieser ersten Phase von der Downregulation.

Etwa 14 Tage später regt man mit der Gabe von hormonellen Medikamenten die Eireifung wieder an. Die dafür notwendigen Medikamente werden in Tablettenform oder mittels einer Spritze verabreicht. Das kann die Frau auch eigenständig durchführen oder sich von ihrem Partner helfen lassen. Im Idealfall bilden sich dadurch mehrere Eibläschen (Follikel), sodass man mehr als eine befruchtungsfähige Eizelle erhält.

Folgende Medikamente und Hormone kommen dabei häufig zum Einsatz:

  • GnRH-Agonisten oder -Antagonisten: Diese Stoffe drosseln die eigene Hormonproduktion, sodass man anschließend eine kontrollierte Eizellreifung anstoßen kann.
  • Clomifen: Clomifen stimuliert die Eierstöcke indirekt, weil es die Produktion der Hormone FSH und LH unterstützt.
  • FSH, LH oder hMG: Diese Hormone regen die Eizellreifung an.

Die Hormonstimulation stellt für viele Frauen eine körperliche wie psychische Belastung dar. Tritt beispielsweise eine Überstimulation auf, leidet die Frau gegebenenfalls unter Bauchschmerzen, Übelkeit oder unangenehmer Spannung im Bauch. Zudem können die verschiedenen Hormone zu Stimmungsschwankungen führen.

Einleitung des Eisprungs


Sobald die Hormonstimulation begonnen hat, kontrolliert der Arzt die Eizellreifung. Dafür misst er mittels Ultraschalluntersuchungen die Größe der Follikel und überprüft die Hormonwerte im Blut. Die Hormoneinnahme wird beendet, sobald die Eizellen befruchtungsfähig sind. Durch eine Injektion mit dem Hormon Choriongonadotropin (HCG) oder einem GnRH-Antagonisten wird der Eisprung dann medizinisch ausgelöst.

Follikelpunktion bei der künstlichen Befruchtung: Die Eizellen werden entnommen


Ab diesem Punkt unterscheidet sich die künstliche Befruchtung von den anderen Therapien der Fruchtbarkeitsmedizin. Die herangereiften Eizellen werden dann mit einer langen, feinen Nadel aus dem Körper entnommen. Dieser Eingriff erfolgt normalerweise unter Ultraschallkontrolle durch die Scheide der Frau, seltener im Rahmen einer Bauchspiegelung.

Die Patientin erhält dafür eine kurze Vollnarkose. Diesen Eingriff nennt man Follikelpunktion. In den folgenden Tagen spüren viele Frauen einen Wundschmerz, mitunter setzen leichte Blutungen ein.

IVM: Alternative zur In-vitro-Fertilisation?

Da gerade die hormonell unterstützte Reifung der Eizellen für die Frau eine große Belastung darstellen kann, haben Heidelberger Mediziner vor einigen Jahren eine schonendere Methode eingeführt. Die In-vitro-Maturation (IVM) wird bereits seit Mitte der 1990er-Jahre in Australien eingesetzt. Der Frau werden dabei unreife Eizellen entnommen. Die Reifung findet anschließend im Labor statt.

Erste Ergebnisse zeigen, dass das Verfahren für die Frau angenehmer ist. Allerdings liegt die Geburtenrate deutlich unter der einer herkömmlichen künstlichen Befruchtung. Die IVM ist jedoch eine gute Alternative für Frauen, bei denen eine Hormonstimulation mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden wäre, beispielsweise wenn sie unter der Stoffwechselerkrankung Polyzystisches Ovarialsyndrom leiden.

Unter gewissen Umständen ist es außerdem möglich, eine künstliche Befruchtung während des natürlichen Zyklus der Frau durchzuführen. Dafür beobachtet man den Menstruationszyklus und wartet auf den Eisprung, ohne hormonell einzugreifen.

Im Labor Die Künstliche Befruchtung findet statt


Sind die Eizellen entnommen, kommt der Partner ins Spiel. Denn es wird frisches Sperma benötigt. Dafür masturbiert der Mann meistens vor Ort in der Klinik. Unter Umständen kann das Sperma aber auch in einem Spezialbehälter zum Arzt gebracht werden. Die Verwendung von Spendersamen ist ebenfalls möglich.

Die Samenflüssigkeit wird hierauf im Labor behandelt, um die Befruchtungsfähigkeit der Samenzellen zu steigern. Außerdem sollen mögliche allergische Reaktionen des weiblichen Körpers minimiert werden. Die Eizelle und das Sperma bringt man in einer sogenannten Nährflüssigkeit zusammen. Dann heißt es abwarten, denn Samen- und Eizelle kommen zunächst in einen Brutschrank, damit dort die künstliche Befruchtung stattfinden kann. Unter dem Mikroskop kontrolliert man kurze Zeit später die Entwicklung und wählt – sofern vorhanden – die erfolgreich befruchteten Eizellen aus.

Je nachdem, was die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch ist, kann auch eine andere Methode der künstlichen Befruchtung durchgeführt werden: Beispielsweise kommt bei schlechter Spermienqualität eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) infrage. Die Samenzelle wird dann direkt in die Eizelle injiziert. Der Vorteil: Die Befruchtung ist damit garantiert. Dass sich die Eizelle weiterentwickelt, ist jedoch nicht gesichert.

Der Transfer: Die Eizellen werden übertragen


An diesem Punkt der künstlichen Befruchtung sind Embryonen ‒ also befruchtete Eizellen, die sich bereits geteilt haben ‒ entstanden. Zwei bis fünf Tage nach der Entnahme der Eizellen werden diese in die Gebärmutterhöhle eingesetzt. Der Eingriff erfolgt mit einem sehr dünnen Katheter, sodass dieser Teil der In-vitro-Fertilisation für die Frauen schmerzfrei ist. Von diesem Zeitpunkt an unterliegt der weitere Verlauf wieder dem Körper.

Abschluss eines Befruchtungszyklus


Nachdem die befruchteten Eizellen in den Körper übertragen wurden, muss sich das Paar etwa zwei Wochen gedulden. Erst dann kann anhand des Schwangerschaftshormons HCG im Blut festgestellt werden, ob eine Schwangerschaft besteht. Dabei werden immer mehrere Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Ist die ersehnte Schwangerschaft geglückt, sieht das Paar gut vier Wochen nach dem Transfer auf dem Ultraschallbild einen Embryo.

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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen
  • 1Deutsches IVF-Register, Jahrbuch 2013