Der Baby Blues ist vielen Menschen bekannt: Die Frauen fühlen sich nach der Geburt müde und erschöpft. Sie sind sehr sensibel und traurig; sie weinen viel und häufig, manchmal, ohne selbst den Grund dafür zu verstehen. Im Volksmund nennt man diese Zeit daher auch „Heultage“.

Die Mehrheit der Mütter ist von diesem sogenannten postnatalen Stimmungstief betroffen, das vorrangig zwischen dem dritten und fünften Tag nach der Entbindung auftritt.

Der Baby Blues ist keine Wochenbettdepression


Der Baby Blues ist in aller Regel eine harmlose Erscheinung. Dahinter stecken die hormonellen und psychischen Umstellungen, die eine Entbindung mit sich bringt. Manchmal dauert er nur Stunden an, maximal jedoch wenige Tage. Daher gilt der Baby Blues nicht als behandlungsbedürftig. Erst wenn das Stimmungstief mehr als zwei Wochen anhält, kann dies auf eine Wochenbettdepression hinweisen.

Anzeichen einer Wochenbettdepression / postnatalen Depression


Die Wochenbettdepression zeigt viele Symptome einer typischen Depression:

  • Die Mütter fühlen sich erschöpft.
  • Sie empfinden eine innere Leere und Schuldgefühle.
  • Teilweise geraten die Frauen in Angstzustände.

Hinzu kommen ambivalente Gefühle dem Kind gegenüber, weil die Mutter nicht wie erwartet Glück und Liebe empfindet. Eine Wochenbettdepression ist nicht zu unterschätzen, denn sie kann mitunter sogar zu Suizidgedanken führen.

Wissenswert:

In Großbritannien verwendet man einen Standardfragebogen, über den das Risiko einer Wochenbettdepression schnell und einfach eingeschätzt werden kann. Eine übersetzte Version des Fragebogens hat der Verein Licht und Schatten e.V. im Internet zur Verfügung gestellt.

Jede zehnte Mutter ist von einer Wochenbettdepression betroffen


Zwar ist die Wochenbettdepression längst nicht so üblich wie der Baby Blues, es trifft jedoch mehr Frauen, als gemeinhin angenommen. Frauenärzte gehen davon aus, dass eine postnatale Depression auf jede zehnte Geburt folgt.1

Erstgebärende sind besonders betroffen, ebenso Frauen, die bereits vor oder in der Schwangerschaft mit einer Depression zu kämpfen hatten.

Frauen, die unter einer Wochenbettdepression leiden, fühlen sich in erster Linie von den vielen Veränderungen übermannt. Die Verantwortung für das Kind, die neuen Aufgaben im Alltag und die Angst, als Mutter zu versagen, führen nicht selten zu einem Ohnmachtsgefühl.

Gerade Frauen, die vor der Geburt beruflich wie privat sehr aktiv waren, wollen auch mit Kind weiterhin in allen Bereichen erfolgreich sein. Die eigenen Erwartungen an die Leistung in der Familie, im Job und als Partnerin stellen eine weitere Belastung für die frischgebackenen Mütter dar.

Unterstützung ist bei postnatalen Depressionen das A und O


Hinderlich ist, dass sich viele betroffene Frauen schämen, über ihre Situation zu sprechen. Zu verwurzelt ist das Bild der überglücklichen Mutter, um die eigene Niedergeschlagenheit preiszugeben. Aus diesem Grund sucht nur ein geringer Teil der Betroffenen Hilfe.

Dabei ist die aktive Unterstützung der Mütter von großer Bedeutung, um sie aus der Traurigkeit zu holen. Auch Freunde und Familienmitglieder können helfen, indem sie aktiv Hilfe im Alltag anbieten. Gleichzeitig ist es wichtig, bei einer Wochenbettdepression seelischen Beistand zu leisten, statt mit Unverständnis zu reagieren.

Wochenbettdepression betrifft auch Partner und Familie


Von einer postnatalen Depression spricht man, wenn die Symptome länger als zwei Wochen anhalten. Ist die Depression erkannt, ist schnelle Hilfe besonders wichtig. Denn nicht nur die Mutter leidet unter der Erkrankung, sondern auch das Baby. Die Wochenbettdepression kann die Bindung zwischen Mutter und Kind stören, was Entwicklungsprobleme des Säuglings nach sich ziehen kann.

Darüber hinaus stellt die postnatale Depression auch für den Partner eine Belastung dar. Der Vater muss nicht nur für das Baby in einem besonderen Maße da sein, sondern auch für die Mutter. Dies kann sich negativ auf die Partnerschaft auswirken.

Therapie einer postnatalen Depression: wie kann man die Wochenbettdepression vermeiden?


Die Depression nach der Geburt kann heutzutage sehr erfolgreich behandelt werden. In vielen Fällen reicht bereits eine ambulante Therapie aus, um die Wochenbettdepression zu vermeiden. Die betroffenen Mütter entscheiden sich teilweise zusätzlich für eine medikamentöse Behandlung. Nur in sehr seltenen Fällen ist ein Klinikaufenthalt notwendig.

Im Rahmen der Therapie werden verschiedene Aspekte behandelt:

  • Der erste Schritt einer erfolgreichen Behandlung besteht darin, sich die Erkrankung einzugestehen.
  • Gleichzeitig arbeitet man an einem positiven Bild der Mutterrolle.

Besonderes Augenmerk gilt dem Alltag der betroffenen Frau. Sie soll möglichst viel entlastet werden, um den inneren Druck abzubauen. Dabei können Freunde und Familie eine wichtige Rolle spielen.

Wochenbettdepression vermeiden: Gespräche helfen


Frauen, die in den ersten Wochen viel Unterstützung und Rückhalt erfahren, sind seltener von einer postnatalen Depression betroffen. Werdende Mütter können daher bereits in der Schwangerschaft Vorkehrungen treffen, Wochenbettdepressionen zu vermeiden.

In Gesprächen mit dem Partner sollten die eigenen Erwartungen an die zukünftige Situation offen besprochen und realistisch betrachtet werden. In der Familie oder im Freundeskreis kann man sich zudem über die Wochenbettdepression austauschen oder Hilfe für die ersten Wochen nach der Geburt organisieren.

Sollte dennoch eine Depression eintreten, suchen Sie aktiv Hilfe. Die Hebamme oder der Frauenarzt sind kompetente und vertrauenswürdige Ansprechpartner, die auf ein vielfältiges Hilfs- und Informationsangebot zurückgreifen können.

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Barbara Ward Barbara Ward ist freie Autorin der Redaktion. Sie studierte Medienwissenschaften und Journalismus in Köln und Berlin. In Gesundheitsfragen kennt sie sich aus, denn sie schreibt schon seit vielen Jahren für Fachverlage, Medizin-Websites und Krankenversicherungen. Eine ausgewogene Perspektive und fundierte Recherche liegen ihr im Sinne der Leser besonders am Herzen. Barbara Ward Autorin kanyo® mehr erfahren